Samstag, 11. Dezember 2010

Die Küste Südperus

Das ganze Gegenteil vom hässlichen Entlein Puno, ist die traumhaft schöne Stadt Arequipa. Durch die Verwendung von weißem Tuffstein und die gute Erhaltung vieler Kolonialbauten ist vor allem der Bereich um den Plaza de Armas, den zentralen Ausgangspunkt für eine Stadtbesichtigung, besonders sehenswert. Arequipa besitzt auch eines der einzigen noch funktionierenden Klöster Perus. Seit dem 16. Jahrhundert existiert hier eine „Stadt in der Stadt“ hinter hohen weißen Mauern. Heutzutage kann man das farbenfrohe Kloster „Santa Catalina“ besichtigen. Ein weiterer Höhepunkt ist der Besuch des riesigen Marktes. Wie auch in Cuzco kann man hier alles kaufen, was vor 3 Minuten noch lebte und es mit frischem Obst und Gemüse nach Hause tragen. Wir ließen uns wieder einmal leckere Multi-Fruchtsäfte mixen und schauten dabei den Fleischern beim Hantieren mit dem Fallbeil zu.


Das beste an der 2300 m hoch gelegenen Stadt ist jedoch die Aussicht auf ihre beiden Hausberge. Die Vulkane Chachani (6075 m) und Misti (5850 m) drohnen über den Dächern der Stadt und drängen sich fast schon in jedes Foto, dass von der tollen Kathedrale geschossen wird.


Was jedoch die meisten Touristen nach Arequipa lockt, ist der wohlvermarktete „Canyon de Colca“, die angeblich tiefste Schlucht der Welt. Auch wir ließen uns von einer der gefühlten tausend Reiseagenturen eine 2-tägige Wanderung aufschwatzen und starteten am nächsten Morgen 4 Uhr mit dem Bus in Richtung Anden. Am ersten Halt sollten wir eigentlich einen der größten Vögel unserer Erde sehen, den Andenkondor, doch leider ließ sich keiner dieser bis zu 3m spannenden Vögel blicken. Bei den vielen Touris dort an der Steilkante war das aber wahrscheinlich auch kein Wunder. Also ging unsere Tour weiter und wir wurden am Beginn eines kleinen Pfades abgesetzt.


Nach einer 6-stündigen Wanderung und über 1000 Tiefenmeter später erreichten wir eine Oase mitten im Canyon, wo wir in einem tollen Pool unter Palmen unsere sonnengeschundene Haut abkühlen konnten und später in sehr netten Bambushütten übernachtet haben. Katja wäre die Strecke bis zur Oase auch in 4 Stunden gelaufen, da sie bergab wie der gestiefelte Kater geflitzt ist, um endlich „im Paradies“ anzukommen. Vorfreude, schönste Freude...


Janet musste sich am nächsten Tag erst einmal mit dem Esel aus dem Tal abschleppen lassen, da sie wegen akuter nächtlicher Körperentleerung einen kleinen kräftemäßigen Durchhänger hatte. Als sie oben ankam, erinnerte sie uns etwas an Old Shatterhand auf seinem Pferd - 3 Stunden nachdem er einen Pfeil in den Rücken bekommen hatte. Wir liefen diesen steilen Abschnitt brav zu Fuss und nach 3 Stunden Bergaufquälerei gab´s dann sogar schon Frühstück! Was sagt denn da unserer Spo-Wi-Experte Ronny dazu?


Zurück in Arequipa „erzählten“ wir noch ein bisschen mit dem Chef unserer Agentur, da sie uns mit der Wanderzeit ganz schön veralbert hatten (6 statt 4h) und aßen dann lecker Pizza auf ihre Kosten. Na geht doch...!


Die Zeit drängte und wir mussten unsere Zelte in Arequipa leider wieder abbauen. Gerne wären wr in dieser wunderschönen Stadt länger geblieben. Und die beiden Vulkane wollen ja schließlich auch noch bestiegen werden! Beim nächsten Mal dann bestimmt! Unser Busfenster zeigte uns in den folgenden 10 Stunden eine der landschaftlich schönsten Streckenabschnitte der Panamericana Sur. Immer an der rauen Steilküste entlang schlängelte sich die Straße – links die tosende See mit ihren großen Wellen und rechts die lebensfeindliche Atacama-Wüste mit Sanddünen und Steinflächen, soweit das Auge reicht. Inmitten einer dieser steinigen Ebenen entdeckte man 1926 riesige, in den Untergrund gezeichnete Linien und Muster. Diese „Linien von Nazca“ sind heute noch eines der großen Rätsel der Menschheit, da niemand bestimmt sagen kann, was sie bedeuten und welchen Sinn sie überhaupt haben. Eine junge Deutsche machte es sich ab 1940 zur Lebensaufgabe und erforschte die Muster bis ins kleinste Detail. Leider kennt in unserem Land keiner die „Nationalheldin Nazcas“ - Maria Reiche aus Dresden! Sie kam zu dem Schluß es handele sich bei diesen ca. 1700 Jahre alten Linien um einen astronomischen Kalender und NICHT um die Landespuren Außerirdischer (wie es der im Weihrauchdunst schwebende Ufo-„Forscher“ Erich von Däneken behauptet). Die beste Methode, sich die Linien näher anzuschauen, ist eindeutig aus dem Ufo...ähm, nee...Flugzeug. Ronny, Janet und ich hatten jedoch die Hosen zu voll, da dieses Jahr bereits 2 Flugzeuge abgeschmiert sind. Katja jedoch trotzte der Gefahr, band sich ihr weißes Kamikaze-Kopftuch mit dem roten Punkt um und stieg in die Maschine. Katjas Kuhmagen blieb unberührt, der ihrer Nachbarin widerkäute und widerkäute...! Katja sah den Wal, den Affen und die Spinne, den Kolibri und den Kondor, die Hand und den Baum und die Spirale aus der Höhe. Auch der berühmte „Astronaut“ – ein Mensch mit Eulenkopf – war dabei.


Wir Angsthasen am Boden mussten zwar auf die Vogelperspektive verzichten, konnten uns die Linien aber von einem Aussichtsturm mitten auf der Ebene anschauen. Auch hier sah man wenigstens zwei kleinere Muster – die Hand und den Baum. Die größeren Figuren messen bis zu 150m und sind somit vom Boden aus nicht zu erfassen.


Jaja, ich habe übrigens kein Lama auf dem Kopf sitzen - das ist alles meine selbstgezüchtete Haarpracht!

Nach soviel trockener Landschaft und Staub in den Lungen, lächzten unsere Leiber wieder nach Wasser und Schatten und wir machten uns auf in Richtung Ica. Dies liegt zwar auch mitten in der trockensten Wüste der Welt, der Atacama, doch sollte uns dort eine kleine Überraschung erwarten!

Naa, seid ihr schon gespannt...???

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