Nachdem wir die Ruine von Machu Picchu ausgiebigst inspiziert hatten und keine unsaubere Fuge zwischen den tonnenschweren Steine fanden, versuchten wir nun unser Glück in der Stadt Cuzco und ihrer Umgebung. Cuzco gilt als die Inka-Hauptstadt schlechthin und stellt eine der schönsten Städte Perus dar, trotz ihrer rund 800.000 Einwohner. Doch auch hier tangieren die Spaltmaße der erhaltenen Inka-Mauern nahezu gegen Null, was vor allem die japanischen Touristen staunen lässt. Diese kämpfen ja schon seit geraumer Zeit mit den Karosserie-Spaltmassen ihren aktuellen Kopie-Autos.
Doch neben perfekten Inka-Überbleibseln und billigen Touristen-Souvinier-Ständen lässt sich in der Region um Cuzco noch einiges mehr erleben. Nirgends fiel es uns bisher leichter, uns unter das Volk zu mischen und somit in das „richtige“ Leben der Peruaner einzutauchen. Auf dem Mercado Central, dem Dreh-und Angelpunkt des täglichen Handels – sozusagen einAnden- Aldi für frische Artikel – kann man alles kaufen, was man braucht, nicht braucht und noch nie vorher gesehen hat. Von Blumen über frisches, ungekühltes Fleisch bis zu Alpaca-Klamotten ist alles dabei vertreten. Wir gönnten uns eine Pause beim Lecker-Schmecker-Menü-Stand und aßen gemeinsam mit den Einheimischen Mittag und tranken frisch zubereiteten Mix-Obstsaft mit Papaya, Orange, Banane, Apfel, Zitrone und Maracuja. 3 Gläser für 5 Soles (ca. 1,25 Euro) Hmm, Lecker! Soviel Gesundheit hält fast keiner aus – Durchfallgefahr!!
Aber auch auf dem Lande ringsherum hatte wir oft einen guten Einblick in das einfache Leben der Menschen, da wir Touristenbusse vermeiden und lieber mit den billigen einheimischen Bussen fahren, die überall halten und wirklich alles transportieren. Von Holz- und Kartoffelsäcken bis Waschbecken und Baumaterialien war schon alles dabei! Jeder Bauer besitzt hier ein kleines Stück Land, welches er, meist mit einem Stierpflug, mit den Samen seiner Wahl bestellt. Zur Erntezeit kommt ihm dann das ganze Dorf helfen und umgekehrt. So wird gegenseitige Hilfsbereitschaft gefördert.
Eine ganz interessante Anbautaktik entwickelten dabei die Inkas selbst. Um Pflanzen aus dem warmen, nassen Dschungel an das kalte und trockene Hochland zu gewöhnen, wurden sie schrittweise umgepflanzt und akklimatisiert. Eine solche Prä-Gentechnik-Anlage ist Moray. Hier herrscht je nach Höhe der Anbauterrasse eine andere Temperatur und Luftfeuchte und ein besonders cleveres Leitungssystem bewerkstelligte die Bewässerung der Zuchtpflanzen. Die Anbaupflanze schlechthin ist dabei Quinua, eine Art Korn, aus welchem man leckere Suppen, Brot, und Müsliriegel machen kann.
Eine rein spirituelle und repräsentative Bedeutung hatte die Ruine von Sacsayhuaman. Von dem einst riesigen Bauwerk stehen dank der spanischen Zerstörungskraft jedoch nur noch einige Mauern aus monströsen Steinen. Der schwerste von ihnen wiegt dabei über 150 t – und es brauchte mehrere tausend Sklaven ihn in Position zu bringen. Einmal im Jahr wird hier in den Mauern der Ruine ein Fest gefeiert, wo alle Andenstämme in traditionellen Trachten ihre Tänze aufführen und somit ihre Kultur am Leben erhalten.
Am Ende des Tages, nach Sightseeing, Wäschewaschen und viel Essen und Ausruhen, ging es schließlich mit dem Nachtbus in Richtung Puno am Titicacasee. Auch in diesen teils 4 achsigen Bussen gibt es Betten, in denen man ganz bequem schlafen kann.