Freitag, 21. Mai 2010

Auf in den goldenen Westen!!!

Nach unserem Outback-Abenteuer hieß es erst einmal ganz, ganz lange Autofahren – 1300km zurück gen Süden nach Port Augusta, wo wir endlich unsere Bankkarten abholen konnten, und mindestens noch mal soweit bis in den 5. australischen Bundesstaat auf unserer bisherigen Reise. Das einsame Western Australia (WA) erwartet uns nun in den kommenden Wochen und Monaten. Insgesamt haben wir für die Strecke vom Uluru bis in den australischen Westen 7 lange Tage gebraucht und herausgefunden, dass man vom vielen Sitzen im Auto sogar Muskelkater bekommen kann. Die Landschaft hatte dabei nicht wirklich viel zu bieten. Die Passage von Port Augusta zur Staatengrenze war eine einzige Ebene mit knöchelhohen Büschen und Gras und trägt dem passenden Namen "Nullabor Plain". Dies ist abgeleitet vom Lateinischen nullus arbor und bedeutet soviel wie "kein Baum". Dafür führte der Highway nah an der Küste entlang und wir konnten ab und zu einen kleinen Blick aufs Meer ergattern. Hier ist auch der längste zusammenhängende Steilklippenabschnitt der Welt beheimatet – die Bunda Cliffs, die sich über mehr als 200km erstrecken und keinen einzigen Zugang zum Meer zulassen.

Apropos längster Abschnitt! Wir sind auf dieser Strecke auch den längsten geradeaus führenden Straßenabschnitt Australiens gefahren. 146,6km ohne jede Kurve und Abzweigung! Das muss man sich mal vorstellen! Das wäre ungefähr so, als wenn eine einzige gerade Strassse von Jena direkt nach Halle führen würde.In den 2 Stunden auf dieser Gerade haben wir uns über jedes entgegenkommende Fahrzeug als Abwechslung gefreut. Außerdem haben wir beim Grenzübertritt nach WA wieder 2 Zeitzonen überschritten und leben euch jetzt nur noch 6 Stunden voraus.


In der ersten größeren Stadt - dass heißt, in einer Siedlung mit mehr als 30 Einwohnern - hinter der Staatengrenze, in Norseman, mussten wir uns entscheiden, ob wir nach Norden zu den Goldfields oder gen Süden die Küste entlang nach Perth fahren. Da wir ja genug Zeit im Gepäck hatten, haben wir uns zu beidem entschlossen. Die Goldfelder in WA gehören zu den ertragreichsten Goldabbaugebieten der Welt. Wir besuchten die Doppelstadt Kalgoorlie-Boulder, dessen beide Stadtteile durch die sogenannte "Goldenen Meile" miteinander verbunden sind. Es gab so viel Gold, dass mehrere Tausend Mann in den 1890ern hierher ins absolute Nichts strömten und dass die Stadt zu ihren besten Zeiten mit über 100 Hotels, 3 Zeitungen und 8 Brauereien auffahren konnte. Das einzige Problem war Trinkwasser, denn Nahrung wurde per Kamel von der entfernten Küste antransportiert Die Lösung für den Wassermangel war der Bau einer 550km langen Wasserpipeline von Perth bis in den hiesigen Wassertank. Und genauso werden auch heute noch die 30.000 Einwohner mit dem wichtigen Grundnahrungsmittel versorgt. Die Weltwirtschaftskrise von 1929, der zweite Weltkrieg und die zunehmende Maschinisierung des Abbaus führten zu einem starken Rückgang der Einwohnerzahl. Erst in den späten 80ern, als ein australischer Businessmann die Idee hatte die vielen kleinen Minen zu einer großen zu verschmelzen kam wieder Schwung ins Goldgeschäft. Zusätzlich hatte man in der näheren Umgebung auch Nickel im Boden gefunden. Heutzutage befindet sich hier in Kalgoorlie die größte Tagebau-Goldmine der Welt. Dieser Superpit, wie sie von den Locals hier genannt wird, ist ca. 5km lang, 2 km breit und über 350m tief. Tag und Nacht befördern Riesenbagger und überdimensionale Trucks hunderttausende von Tonnen von Fels und Gestein heraus. Das ist ein gigantisches Schauspiel und mutet durch die Größe des Loches eher wie ein Sandkastenspiel an. Am Ende finden sie durchschnittlich 1,8g Gold pro Tonne Gestein , was trotzdem einen Riesengewinn bereitet. Geplant ist bis 2021 weiterzubuddeln und -zu baggern und dann an die nächste Stelle weiterzuziehen.


Wir sind dann auch weitergefahren, in Richtung Süden. Esperance hieß unser Ziel, ein Urlaubsparadies mit wunderschönen Buchten und traumhaft weißen Stränden, die im Reiseführer u.a. mit den Seychellen verglichen werden. Und dem ist auch so. Der Küste ist eine Kette aus ca. 100 Inseln vorgelagert und bietet viele wundervolle Ausblicke. Zu allererst sind wir in den nahegelegenen Cape Le Grand Nationalpark gefahren und waren einfach nur sprachlos von der Schönheit der Natur. Ich hab wirklich schon viele Traumstrände gesehen, aber das toppt alles! Im Bilderbuch könnte nichts besser abgebildet sein als hier geboten wird. Die Sonne hat geschienen, es waren ca. 23 Grad und so schnappten wir unser Badesachen, aalten uns in der Sonne und haben unser Bodyboard in den Wellen eingeweiht. Am Tag darauf waren wir an einer kleinen Bucht direkt in Esperance und hatten einen ebenso wunderschönen Strand komplett für uns allein. Außerdem sind wir durch riesige Sanddünen gelaufen und haben wir uns im Sandboarden versucht, das ging jedoch mehr schlecht als recht, weil unser Bodyboard dann wohl doch eher fürs Wasser als für Sanddünen geeignet ist. :-)

Dienstag, 11. Mai 2010

Outback vs. Kultur

Zwischen all dem Wandern und Steine-Anschauen  musste nun auch mal Zeit für Kultur sein. Da Australiens Geschichte im Vergleich zur Geschichte Europas so kurz ist wie das morgentliche Brötchenholen in Verhältnis zum 5-Wochen-Urlaub, beschränkte sich unser Kulturprogramm auf ein Pferderennen mit gleichzeitiger Fashion-Show in Alice Springs. Also zogen wir uns das schickste Outfit an, was unser Rucksack hergab und stürzten uns in die Menge. Wir Zwei waren dort, um die Rennpferde um die Wette galoppieren zu sehen, doch die Mehrheit der Besucher war einfach nur dort um gesehen zu werden. Es war ein bisschen wie bei einer Balz – jede Frau versuchte mit ihrer Hutpracht alle anderen ihrer Gattung zu übertrumpfen und mit den höheren Stöckelschuhen im Sand zurecht zu kommen. Die Männer trugen trotz 35 °C Jackett und Schlips bis oben geschlossen. Volkssport Numero 1 von Australien ist das Trinken von Hochprozentigem bei solch heißem Wetter, dicht gefolgt vom Wetten auf Dinge aller Art! Nach jedem Zieleinlauf der Rennpferde sah man viele traurige Gesichter und irgendwo in der Menge auch ein jubelnde Person. Auch das Rentnerehepaar, welches uns die Wettregeln und das Pferderennen etwas näherbrachte, hatte an diesem Tag kein großes Glück. Für uns war es auf alle Fälle sehr interessant und nach dem Rodeo im den Snowy Mountains und dem Footballspiel in Melbourne ein weiterer Einblick in die Freizeitbeschäftigung des gemeinen Australiers.


Sorry, das war so vielleicht nicht ganz richtig! Die Geschichte Australiens übertrifft in ihrer Länge sogar die Europas. Die Aboriginies belagerten die Uluru-Region beispielsweise schon vor 22000 Jahren! Da wussten die Europäer noch nicht einmal, wie ein Kreuz zusammengenagelt wird! Gelernt haben wir slch interessante Informationen bei sogenannten Ranger-Talks, also kleineren Wanderungen mit Erläuterung durch den hießigen Ranger, am Uluru. Durch Kooperationen zwischen australischen Rangern und einheimischen Aboriginies wird heutzutage unter anderem der Uluru-Kata Tjuta-Nationalpark geleitet. Dabei geben die Einwohner ihr Wissen über Waldbrände, die Nutzung der Natur und über die Tiere an jüngere Generationen und die einwanderer weiter und sorgen damit dafür, dass ihre Kultur nicht vollständig ausstierbt. Erst seit einigen wenigen Generationen breitet sich die „modernere Welt“ hier unten in der Ecke der Welt aus, was auf die Kultur der Aboriginies extreme Wirkung hatte. Allen wurde das Land entzogen, viele wurden getötet und viele leiden heute unter Krankheiten, die es vor der Besiedlung des Roten Kontinents gar nicht gab. Das Schlimmste für uns ist, dass viele Australier das bis heute noch nicht einsehen und ununterbrochen über die Ureinwohner schimpfen - dabei sind indirekt sie es gewesen, die diese Situation herbeigeführt haben. Mit mehr Intigrität und Verständniss wäre einiges besser geworden. Man schaue da nur zu den Maori nach Neuseeland herüber!   


Eine sehr schöne Sache möchten wir nicht vermissen zu erwähnen. Hier im Outback gibt es Familien, die so weit vom nächsten Dort entfernt wohnen, dass sie völlig abgeschnitten sind und im Notfall hunderte Kilometer durch den Busch fahren müssten. Auch die Erziehung der Kinder dieser Familien stellt ein weiteres Problem dar. Für beide Probleme gibt es eine passende Lösung – den „Royal Flying Doctor Service“ (RFDS) und die „School of Air“. Der RFDS ist mit seinen Flugzeugen für fast die komplette Fläche Australiens zuständig und versorgt vorzugsweise Notfälle im Outback. Teils haben die Familien ihren eigenen kleinen Flughafen oder die Outback-Straßen müssen für eine Landung herhalten. Wir hatten das Glück in Port Augusta in eines der Flugzeuge hereinschauen zu dürfen und konnten mit einem Arzt reden, der uns auch die Station und das Equipment zeigte. Während unserer Tour wurde ein Notruf empfangen und die Piloten mussten starten.
Die School of Air ist nach dem Vorbild des RFDS entstanden und versorgt von Alice Springs aus etwa 137 Kinder, die bis zu 1700km voneinander entfernt wohnen. Über Satellit, Internet, Funk und Post bekommen die Kinder ihre Hausausgaben und das Lehrmaterial. Zu unserem Besuch lief gerade eine Mathestunde der mittleren Klassen. Via Webcam und jeder Menge cleveren Tricks zeigte der Lehrer den Schülern daheim vor ihrem PC wie gerechnet wird. Dabei kann jedes Kind auch Fragen stellen und alle anderen hören dies. Alle anderen Unterrichtsfächer, wie Sprachen, Geschichte, Sport (!), usw... werden auch gelehrt. Die Ausbildung über diese große Distanz ist staatlich anerkannt und die Kinder sind nach der 9. Klasse fähig ein Internat zu besuchen. Jedes Jahr gibt es mind. 2 Treffen aller Kinder (samt Familien) in Alice Springs, was immer als ein riesiges Fest gefeiert wird. Beide Organisationen sind staatlich gestützt, leben aber von den Spenden gütiger Menschen. Die Patienten bzw. Schüler müssen für den sehr aufwendigen Service nichts zahlen! Eine sehr gute Sache, wie wir finden!


Von Königen, Schatten und Negerküssen

Der große Vorteil einer selbstorganisierten langen Reise ist, dass man selbst entscheiden kann, wie viel Zeit man hier und dort verbringen möchte. Dies bescherte uns beim Kings Canyon und in den weiteren Tagen einige sehr ruhige und massentourismus-freie Momente an den schönsten Ausblicken und Sehenswürdigkeiten die das Outback zu bieten hat. Während die Reisebusse nur die kleine Wanderung in den Kings Canyon zuließen und alle dachten, das von den unteren Aussichtsplattformen Gesehene war schon alles, machten wir den  sogenannten Rimwalk an der Kante des Canyons entlang und konnten im Garden Eden traumhaft baden gehen. Hier macht die Schlucht eine von Vorn nicht einsehbare Kurve und ist mit Palmen, Pflanzen und einem Wassergraben gefüllt. Eine wirklich schöne Wanderung führte uns vorbei an vielen bizarren Felsgebilden und tollen Ausblicken von oben in den 280m tiefen, senkrechten Canyon. An dieser Stelle war auch etwas Schwindelfreiheit gefragt, denn es gab weden Zäune noch irgendetwas zum Festhalten an der Kante des Canyons. Hier setzen die Australier ganz einfach auf den Verstand der Touristen.


Der Uluru, der Ayers Rock (auf Aboriginie: „Schattenplatz“), stand natürlich auch auf unserem Programm, doch möchten wir hierzu nicht viel schreiben. Natürlich machten wir Sonnenauf- und -untergangsbilder, bestaunten seine rote Färbung bei tiefstehender Sonne und umrundeten ihn komplett zu Fuß, was eine schöne mittlere Tageswanderung darstellte. Hier trafen wir auch Sören und Nadine aus dem schönen Erzgebirge ("Arzgbirg" auf arzgebirgisch), verbrachten mit ihnen einen coolen Tag und machten viele phantastische Bilder. Doch denken wir, das ein anderer Ort ungerechtfertigt im Interessenschatten des Uluru steht – die Olgas! Diese Felsformationen stehen 40km entfernt und sind auf die gleiche Art und Weise wie der Uluru entstanden. Anfangs waren beide ein riesiger Sandsteinfels, der mit der Zeit aus der Ebene herauserodiert wurde. An den Olgas, offiziell "Tata Tjuta" genannt, was soviel wie „viele Köpfe“ bedeutet, wanderten wir zu dem „Valley of the winds“ und waren völlig verzaubert von dessen Schönheit. Das Tal schlängelt sich zwischen diesen riesigen Felsbuckeln durch, die die Form von Mohrenköpfen hatten und wird von einer üppigen Vegetation begleitet. Das im Zusammenwirken mit einem genialen Spiel von Licht und Schatten brachte mir beim Photographieren tatsächlich eine Gänsehaut und beinahe Pipi in den Augen. Auch alle weiteren Ausblicke und Panoramen, die sich uns an diesem Tage boten, waren extrem toll und machten die 8km Wanderung zum Kinderspiel und Fotokurs. Insgesamt war es bisher die schönste, interessanteste und spannendste Zeit unserer Reise. Das Outback hat für jeden etwas zu bieten, außer man mag keine Hitze, Trockenheit, Abgelegenheit, Staub in den Augen, im Auto, in der Unterhose (und überall sonst auch) und eine unendlich erscheinende Fahrerei. Aber wer mag das nicht!? Nun befinden wir uns auf dem Weg in Richtung Western Australia mit der Hauptstadt Perth. Das wird wiederum eine lange Reise denn erstmal müssen wir zurück zur Südküste nach Port Augusta und von dort durch den halben Kontinent in Richtung Westen. Wir hoffen, unsere Interesse an öder Natur hält noch ein paar Tage an...


Mitten ins Herz

Nach 2,5 Wochen Abstinenz von unserem Block, möchten wir euch jetzt berichten, wie uns die Zeit im wilden Outback bekommen ist. Vorne weg, wir leben beide noch, niemand ist dehydriert und Schlangenbisse gibt es auch nicht zu beklagen! :-) Von Port Augusta aus, wo wir jetzt gerade wieder eingetroffen sind, ging die Reise auf der einzigen geteerten Straße direkt Richtung Norden. Aber wie sollte man denn am besten eine Gegend beschreiben, wo absolut nichts ist? Beim Fahren auf dem Highway freute ich mich über jede erdenkliche Abwechslung, die ich nur haben konnte, z.B. kamen ab und zu ein paar Tiere, Autofracks standen am Straßenrand und selten kam auch mal eine Kurve! Noch nahe der Südküste passierten wir einige Salzseen, die durch die enormen Regengüsse diesen Sommer mit Wasser überflutet waren. Die Roadtrains sind derweilen zu Straßenmonstern mit 4 Aufliegern und 53,5m Gesamtlänge angewachsen und die Vegetation schrumpfte auf ein Minimum zusammen. Trotzdem war die Fahrt mehr als spannend, da es eine so unterschiedliche Gegend im Vergleich zu Europa ist, dass auf einmal jedes Detail interessant wurde. Kleine Sträucher, sporadisch wachsende Bäumchen, Müll, beim Betrachten der Wildernis fällt einem einfach alles auf. 

Als plötzlich am Horizont Hügel aus der sonst aalglatten Oberfläche auftauchten, erreichten wir Coober Pedy, die Opal-Hauptstadt der Welt. Hier werden rund ¾ des Weltbedarfs dieses kostbaren Schmucksteins gefördert. Um an den edlen Stein zu gelangen, bohren die "Digger" Löcher in die Erde und fördern das herausgefräste Gut mittels eines Blowers (eines Riesengebläßes mit Truck daran) an die Oberfläche. Dieser Abraum bildet dann die mit viele tausend Hügel geprägte Landschaft. In den 2 Tagen, die wir hier verbracht haben, lernten wir bei einem Mienenbesuch viel über die Abbaubedingungen unter Tage und schauten uns unterirdische Wohnungen der Einheimischen an. Diese hausen nämlich vorzugsweise in den alten Stollen von Früher, um so der brütenden Hitze, dem feinen Sand und den extrem vielen nervenden Fliegen zu entkommen. Nahe Coober Pedys sind die Breakaways zu finden. In mitten einer großen flachen Ebene bricht die Landschaft plötzlich ab und die Ebene läuft 50m weiter unten weiter. Hier wurden wir Zeugen eines faszinierenden Farbenspiels der Natur.


Nach insgesamt 1300km auf dem Stuart-Highway in Richtung Norden, erreichten wir Alice Springs und somit das wirkliche „Rote Herz Australiens“. Mit jedem Kilometer wurde der schon rötliche Sand langsam tiefrot und der Vergleich mit einer Wüste kam uns immer näher. Aber außer dem Ayers Rock hat das Outback noch einiges mehr zu bieten! Zum einen wären da die MacDonnell Ranges, wo mehrere parallel verlaufende Bergketten abrupt von tiefen, engen Schluchten (sogen. Gorges) unterbrochen werden und traumhafte Aussichten und Gelegenheiten zum Wandern bieten. Diese Schluchten wurden vor vielen Jahren von Flüssen in den Stein gefressen und weisen teils heute noch große Wasserlöcher auf. Dies ist bei dieser Hitze und Trockenheit eine wohltuende Abwechslung, Erfrischung und schon gar keine Selbstverständlichkeit! Im vergangenen halben Jahr hat es selbst im Outback so ausgiebig geregnet, dass es überall Grün ist, Flüsse jetzt dort fließen, wo sonst nur Steine im trockenen Bachlauf liegen und Millionen kleiner Fliegen nichts anderes zu tun hatten, als über Fortpflanzung nachzudenken.
In Alice Springs hatten wir das Glück an einem jährlichen Pferderennen mit gleichzeitiger Modenschau teilnehmen zu dürfen. Bei brütender Sonne, totaler Trockenheit und fast ohne Schatten schauten wir den Jockeys beim Pferdesprint zu und amüsierten uns gleichermaßen über die modebewussten Gäste des Wettrennens. Es gab die skurilsten Hutkreationen und die elegantesten Kleider zu sehen, und dies inmitten von Sand und Dürre. Verrückt ist die Welt! Also machten wir uns wieder in die Natur und erkundeten die westliche Seite der MacDonnell Range. Wir wanderten täglich zu den ausgeschriebenen Gorges und genossen kurze Bäder in den verdammt kalten Seen, die sich dort durch den regen gebildet hatten. Dabei hervorheben möchten wir die Trephina Gorge, das Simpsons Gap und natürlich die Standley Chasm. Hierbei handelt es sich um eine Art tiefer, senkrechter Canyon.  Die mehrere 10 Meter hohen vertikalen Seitenwände sind an der engsten Stelle nur ca. 5 m voneinander entfernt, was das Sonnenlicht nur für kurze Zeit bis auf den Grund durchdringen lässt. Das war wirklich atemberaubend! Nervenraubend dagegen war unsere nächste Aktion!


Da ich mir ein „wirkliches“ Outback-Erlebnis gewünscht habe, entschlossen wir uns, mit unseren Auto den „Mereenie Loop“ zu fahren – eine als „4WD only“ gekennzeichnete Route von der Glen Helen Gorge direkt zum Kings Canyon Nationalpark. Statt 550km Asphalt-Highway sollten es für uns nur staubige 200km sein. Von dieser Strecke waren 150 km unbefestigter Weg und verlangtem von Rudi – unserem geliebten Wagen – das Letzte ab. Das Problem lag weniger in den fahrtechnisch anspruchsvollen Stücken, wie Sandpassagen oder die Querung ausgetrockneter Flussbette, sondern in den festgefahrenen ebenen Strecken. Hier hat sich der Sand mit der Zeit zu einer Art Waschbrettpiste aufgeschoben, die mehr gewellt war als ein Wellblech von der Baustelle! Wir fuhren im lockeren Sand Geschwindigkeiten von über 80 km/h und auf der Buckelpiste teilweise kilometerlang nur 15 km/h. Im Endeffekt waren wir total glücklich nach gut 6 Stunden die 200 km gefahren zu sein, dass unser Auto noch heil war und wir nicht mehr so durchgeschüttelt wurden. Einzig eine Glühbirne hat ihren Dienst quittiert und der Luftfilter hatte etwas viel Sandstaub geschluckt. Dafür hatten wir in dieser Zeit eine extrem tolle Natur um uns herum und das Gefühl mitten im Outback zu sein. Tiefer herein kommt man wirklich nur mit einem Geländewagen, der für diesen Track normalerweise auch vorgeschrieben wäre. Ich jedenfalls hatte mein Outback-Offroad-Erlebnis und bin nun ein wenig neidig auf all die Jeepbesitzer, die hier im Gelände rumdüsen können.