Nach 2,5 Wochen Abstinenz von unserem Block, möchten wir euch jetzt berichten, wie uns die Zeit im wilden Outback bekommen ist. Vorne weg, wir leben beide noch, niemand ist dehydriert und Schlangenbisse gibt es auch nicht zu beklagen! :-) Von Port Augusta aus, wo wir jetzt gerade wieder eingetroffen sind, ging die Reise auf der einzigen geteerten Straße direkt Richtung Norden. Aber wie sollte man denn am besten eine Gegend beschreiben, wo absolut nichts ist? Beim Fahren auf dem Highway freute ich mich über jede erdenkliche Abwechslung, die ich nur haben konnte, z.B. kamen ab und zu ein paar Tiere, Autofracks standen am Straßenrand und selten kam auch mal eine Kurve! Noch nahe der Südküste passierten wir einige Salzseen, die durch die enormen Regengüsse diesen Sommer mit Wasser überflutet waren. Die Roadtrains sind derweilen zu Straßenmonstern mit 4 Aufliegern und 53,5m Gesamtlänge angewachsen und die Vegetation schrumpfte auf ein Minimum zusammen. Trotzdem war die Fahrt mehr als spannend, da es eine so unterschiedliche Gegend im Vergleich zu Europa ist, dass auf einmal jedes Detail interessant wurde. Kleine Sträucher, sporadisch wachsende Bäumchen, Müll, beim Betrachten der Wildernis fällt einem einfach alles auf.
Als plötzlich am Horizont Hügel aus der sonst aalglatten Oberfläche auftauchten, erreichten wir Coober Pedy, die Opal-Hauptstadt der Welt. Hier werden rund ¾ des Weltbedarfs dieses kostbaren Schmucksteins gefördert. Um an den edlen Stein zu gelangen, bohren die "Digger" Löcher in die Erde und fördern das herausgefräste Gut mittels eines Blowers (eines Riesengebläßes mit Truck daran) an die Oberfläche. Dieser Abraum bildet dann die mit viele tausend Hügel geprägte Landschaft. In den 2 Tagen, die wir hier verbracht haben, lernten wir bei einem Mienenbesuch viel über die Abbaubedingungen unter Tage und schauten uns unterirdische Wohnungen der Einheimischen an. Diese hausen nämlich vorzugsweise in den alten Stollen von Früher, um so der brütenden Hitze, dem feinen Sand und den extrem vielen nervenden Fliegen zu entkommen. Nahe Coober Pedys sind die Breakaways zu finden. In mitten einer großen flachen Ebene bricht die Landschaft plötzlich ab und die Ebene läuft 50m weiter unten weiter. Hier wurden wir Zeugen eines faszinierenden Farbenspiels der Natur.
Nach insgesamt 1300km auf dem Stuart-Highway in Richtung Norden, erreichten wir Alice Springs und somit das wirkliche „Rote Herz Australiens“. Mit jedem Kilometer wurde der schon rötliche Sand langsam tiefrot und der Vergleich mit einer Wüste kam uns immer näher. Aber außer dem Ayers Rock hat das Outback noch einiges mehr zu bieten! Zum einen wären da die MacDonnell Ranges, wo mehrere parallel verlaufende Bergketten abrupt von tiefen, engen Schluchten (sogen. Gorges) unterbrochen werden und traumhafte Aussichten und Gelegenheiten zum Wandern bieten. Diese Schluchten wurden vor vielen Jahren von Flüssen in den Stein gefressen und weisen teils heute noch große Wasserlöcher auf. Dies ist bei dieser Hitze und Trockenheit eine wohltuende Abwechslung, Erfrischung und schon gar keine Selbstverständlichkeit! Im vergangenen halben Jahr hat es selbst im Outback so ausgiebig geregnet, dass es überall Grün ist, Flüsse jetzt dort fließen, wo sonst nur Steine im trockenen Bachlauf liegen und Millionen kleiner Fliegen nichts anderes zu tun hatten, als über Fortpflanzung nachzudenken.
In Alice Springs hatten wir das Glück an einem jährlichen Pferderennen mit gleichzeitiger Modenschau teilnehmen zu dürfen. Bei brütender Sonne, totaler Trockenheit und fast ohne Schatten schauten wir den Jockeys beim Pferdesprint zu und amüsierten uns gleichermaßen über die modebewussten Gäste des Wettrennens. Es gab die skurilsten Hutkreationen und die elegantesten Kleider zu sehen, und dies inmitten von Sand und Dürre. Verrückt ist die Welt! Also machten wir uns wieder in die Natur und erkundeten die westliche Seite der MacDonnell Range. Wir wanderten täglich zu den ausgeschriebenen Gorges und genossen kurze Bäder in den verdammt kalten Seen, die sich dort durch den regen gebildet hatten. Dabei hervorheben möchten wir die Trephina Gorge, das Simpsons Gap und natürlich die Standley Chasm. Hierbei handelt es sich um eine Art tiefer, senkrechter Canyon. Die mehrere 10 Meter hohen vertikalen Seitenwände sind an der engsten Stelle nur ca. 5 m voneinander entfernt, was das Sonnenlicht nur für kurze Zeit bis auf den Grund durchdringen lässt. Das war wirklich atemberaubend! Nervenraubend dagegen war unsere nächste Aktion!
Da ich mir ein „wirkliches“ Outback-Erlebnis gewünscht habe, entschlossen wir uns, mit unseren Auto den „Mereenie Loop“ zu fahren – eine als „4WD only“ gekennzeichnete Route von der Glen Helen Gorge direkt zum Kings Canyon Nationalpark. Statt 550km Asphalt-Highway sollten es für uns nur staubige 200km sein. Von dieser Strecke waren 150 km unbefestigter Weg und verlangtem von Rudi – unserem geliebten Wagen – das Letzte ab. Das Problem lag weniger in den fahrtechnisch anspruchsvollen Stücken, wie Sandpassagen oder die Querung ausgetrockneter Flussbette, sondern in den festgefahrenen ebenen Strecken. Hier hat sich der Sand mit der Zeit zu einer Art Waschbrettpiste aufgeschoben, die mehr gewellt war als ein Wellblech von der Baustelle! Wir fuhren im lockeren Sand Geschwindigkeiten von über 80 km/h und auf der Buckelpiste teilweise kilometerlang nur 15 km/h. Im Endeffekt waren wir total glücklich nach gut 6 Stunden die 200 km gefahren zu sein, dass unser Auto noch heil war und wir nicht mehr so durchgeschüttelt wurden. Einzig eine Glühbirne hat ihren Dienst quittiert und der Luftfilter hatte etwas viel Sandstaub geschluckt. Dafür hatten wir in dieser Zeit eine extrem tolle Natur um uns herum und das Gefühl mitten im Outback zu sein. Tiefer herein kommt man wirklich nur mit einem Geländewagen, der für diesen Track normalerweise auch vorgeschrieben wäre. Ich jedenfalls hatte mein Outback-Offroad-Erlebnis und bin nun ein wenig neidig auf all die Jeepbesitzer, die hier im Gelände rumdüsen können.