Sonntag, 31. Oktober 2010

Bolivien

Nun sind wir in Bolivien, einem der ärmsten Länder der Welt. Der Unterschied zu Chile und Argentinien war gleich nach dem Grenzübertritt deutlich zu spüren - nichts mehr erinnert hier an Europa oder Amerika. Der Baustil ist spärlich und den Menschen sieht man den Nichtreichtum deutlich an. Der größte Unterschied jedoch herrscht bei den Preisen. Während die Busfahrt von Salta, im hohen Norden Argentieniens, bis zur bolivianischen Grenze noch 20 Euro kostete, mussten wir für die gleiche Strecke nach Uyuni lediglich 4,50 Euro zahlen. Eine Küche im Hostel brauchen wir nun auch nicht mehr, denn für 1,30 Euro bekommt man ein menú completo mit Suppe und Hauptgericht mit Reis und Fleisch. Ein Liter Cola ist im Restaurant für 80 Cent zu haben. Auch die Hostels sind hier einiges günstiger als im bisherigen Südamerika, was unserer Reisekasse sehr zugute kommt.

Bolivien ist zwar sehr sehr arm, doch mit einer außerordentlichen Landschaft gesegnet. Und wenn die bösen Chilenen nicht den gesamten ehemaligen Küstenabschnitt von Bolivien besetzt und sie somit vom Überseemarkt abgeschnitten hätten, würde es vielleicht heute anders um dieses tolle Land stehen.

Wir jedenfalls wollten uns auf einer 3-tägigen Offroadtour von der abwechslungsreichen Landschaft überzeugen und starteten von Uyuni aus mit einem Toyota Landcruiser, einem Guide und 6 Mann Besatztung in Richtung Salar de Uyuni. Dies ist der größte Salzsee der Welt – ca. 250km lang und 130 km breit und in 3800m Höhe gelegen! Wenn nicht einige kleinere Inseln inmitten des Salzsee liegen würden, so könnte man teilweise nur eine aalglatte Salzfläche um sich herum bis zum Horizont sehen. Eine dieser Inseln, la isla incahuasi, hat sich als Touristenziel gemausert, denn sie ist überflutet mit meterhohen Kakteen!


Man kann es kaum glauben! Da stehen, umgeben vom kilometerweitem Salzsee, bis zu 10m hohe und 1000 Jahre alte Kakteen auf einer Steininsel und trotzen den unpflanzlichen klimatischen Verhältnissen. Tagsüber wird es locker über 30°C und nachts kann die Temperatur auf unter -25°C fallen. Außerdem schafft kein Krümmel fruchtbare Erde die Reise über das Salz bis zur Insel, sodass wirklich nur trockener Stein vorzufinden ist und regnen tut es auch nur einmal im Jahr. Aus genau diesem Grund sind Kakteen meine Lieblingspflanzen – sie sind das einzige Grünzeugs, welches in meinem Zimmer überleben kann!

Natürlich haben auch wir die „Standard-Touristenbilder“ geschossen. Es war aber auch nicht leicht bei diesen Bedingungen zu fotografieren, denn die Sonne brannte senkrecht herunter und die Salzoberfläche leuchtete grell zurück. Wer hier ohne Sonnenbrille unterwegs war, musste zwangsläufig leiden.


Die zwei folgenden Tage verbrachten wir fast ausschließlich im Jeep auf holprigen Dreckpisten oder im harten steinigen Gelände. Dabei passierten wir fantastiische Hochgebirgslandschaften mit gelbgrauen Sand-Steinwüsten, gelb-rot-bräunlichen Bergen und einem blauen Musterhimmel! Unterbrochen wurde dies von verschiedenen Lagunen, die alle in einer anderen Farbe leuchteten. Allem voran die dunkelrote Laguna Colorada. Überall tummelten sich rosafarbenen Flamingos und filterten Mikroorganismen durch ihren lustig gebogenen Schnabel. Diese Tiere waren eindeutig eines der Highlights unserer Tour.


Die Region um Südbolivien ist ein sehr aktives Vulkangebiet, wo man viele rauchenden Kegel und meterhoch sprühende Geysiere beobachten kann. Die Vulkane reichten dabei bis in Höhen von 6000m und bildeten Traumpanoramen mit ihrer Umgebung. Um der eisigen Kälte am Morgen zu entkommen, stand auch eine heiße Quelle zum Baden auf unserem Program. Bei tiefen Minusgraden saßen wir im wohltemperierten 36°C warmen Wasser und ließen uns treiben. War das schön! Wenn nur danach nicht unsere Haare gefroren wären.


Allen die einmal in Bolivien sind, können wir diese Tour von Uyuni aus nur empfehlen. Wir hatten eine Menge Spass mit unseren Mitfahrern – Julia aus Berlin, Aeneas aus Basel und den zwei Belgiern Wannes und Tijl –und sahen viele Tiere. Neben tausenden Flamingos beobachteten wir einen Wüstenfuchs, Lamas und Vicunas, Chinchillas und jede Menge Esel und Hühner in den spärlich verteilten Dörfern. Außerdem war das Essen top und der Preis von 60 Euro pro Person extrem günstig.

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Im Tango-Fieber

Keine Sorge - wir sind nicht krank. ;-)
Im Gegensatz zum chilenischen Pendant, strahlt die argentinische Hauptstadt nur so vor Flair. Auf Anhieb haben wir uns in Buenos Aires sehr wohlgefühlt. Gleich zu Beginn fanden wir uns inmitten eines Straßen-Tanz-Festivals wieder – ausgelassen wurde die Partnerschaft zwischen argentinischen und bolivianischen Tanzvereinen gefeiert, bis spät in die Nacht.

Am nächsten Tag haben wir nach und nach alle Sehenswürdigkeiten abgeklappert. Mit dem Bus sind wir in den nördlichen Stadtteil Recoleta gefahren, der vor allem wegen seiner Solarblume, die sich morgens öffnet und bei Dämmerung wieder schließt, und dem Friedhof bekannt ist. Da hier ausschließlich die gehobene Schicht ihre letzte Ruhe findet, sind es natürlich keine normalen Gräber, sondern prunkvolle Mausoleen, eines verschnörkelter als das andere. Auch Evita Peron, die geliebte „Landesmutter“, wurde hier beigesetzt und die Touristen (wir natürlich auch) standen an um einen kurzen Blick auf den schwarzen Marmor zu werfen.

Danach gings zum großen Busbahnhof Retiro (mit 80 Gates), wo wir unser Ticket für die Fahrt nach Norden gekauft haben. Dafür mussten wir ganz schön tief in die Taschen greifen – der Preis war fast 3fach so hoch wie in unserem Reisefüher von 2008 angegeben. In den letzten 2 Jahren hat Argentinien einen unglaublichen Aufschwung erlebt, die Wirtschaft boomt wieder (nach dem beinahe Staatsbankrott 2002) und das Geld fließt. Aber wenn man überlegt, dass ungefähr 1400km zwischen Buenos Aires und Salta liegen, dann sind 70 Euro noch zu verkraften.  Vom Bahnhof haben wir die U-Bahn zur Avenida de Mayo genommen, die die 2 Hauptgebäude von Buenos Aires verbindet - den Kongress und den Präsidentenpalast. Das Parlamentsgebäude wurde unübersehbar dem amerikanischen Capitol nachempfunden und der ehemalige Sitz des 1. Staatsmannes erstrahlt in feinem Pink. Für den Anstrich des „Casa Rosada“ ist Domingo Sarmiento verantwortlich, der symbolisch die Farben der verfeindeten Parteien Unitarier (weiß) und Föderalisten (rot) vereinigte, um die Einheit der Nation zu demonstrieren. Ganz in der Nähe steht auch der Obelisk, der 1936 zur 400-Jahr-Feier Buenos Aires aufgestellt wurde.


Danach haben wir uns ins sonntägliche Flohmarkt-Getümmel des Künstlerviertels San Telmo gestürzt um unsere Rucksäcke mit Souvenirs noch ein bisschen schwerer zu machen und Tangotänzer zu bewundern. Tatsächlich sind wir fündig geworden – wir sind jetzt stolze Besitzer einer Mate-Kalabasse. Jeder Argentinier hat mindestens eine solche „Tee-Tasse“ zu Hause um seinen Mate zu trinken. Mate-Tee sind die getrockneten Blätter und Triebe einer Stechpalme und eine Art Kaffee-Ersatz für die Argentinier. Zubereitung und Genuss werden regelrecht zelebriert und man sollte nie ablehnen, wenn man das bittere Heißgetränk angeboten bekommt, denn damit beleidigt man seinen Gegenüber. Im Gegensatz zum Mate, der in ganz Argentinien, Paraguay, Uruguay und auch im Süden von Brasilien verbreitet ist, konzentriert sich der Tango vorwiegend auf die Umgebung von Buenos Aires. Hier wird er aber mit einer solchen Hingabe getanzt, dass man als Europäer einfach nur neidisch werden kann.  Nach der Vorführung eines professionellen Paares, tanzte auf einmal das halbe Publikum, Jung und alt, und einer besser als der andere. Denen liegt der Hüftschwung einfach im Blut. Zum krönenden Abschluss haben wir Asado ausprobiert, was wörtlich übersetzt Gegrilltes heißt. Und die Argentnier legen echt alles auf den Grill – riesige Fleisch-Spieße, Steaks, Rippchen und Innereien aller Art wie Herz, Leber, Nierchen...  Sehr lecker, abgesehen von den Innereien.


Tags drauf haben wir uns in das etwas abgelegenere Viertel La Boca gewagt, von dem wir uns am Sonntag fernhalten sollten, da die ehemalige Fussballmannschaft von Maradona Heimspiel hatte. Von weitem schon war die „Pralinenschachtel“, wie das Stadion liebevoll genannt wird, zu sehen und an jeder 2. Hausfront war Diego Maradona verewigt. Ansonsten ist das Viertel wegen einem einzigen Straßenzug bekannt, dem El Caminito, wo ein Blechhaus bunter als das andere ist. Auch hier wimmelte es nur so von Tangotänzern bzw. solchen, die für tolle Touristenfotos posierten. Wir haben ein bisschen zugeschaut und dann war es leider schon wieder Zeit zu gehen um rechtzeitig am Busterminal anzukommen.


Alles in allem hat es uns super gut in Buenos Aires gefallen und wir hoffen, dass der Norden von Argentinien genauso viel zu bieten hat. Bis bald, ihr Lieben.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Schönes Patagonien

Leider haben wir Patagonien schon wieder verlassen, als wir uns in den Nachtbus in Richtung Buenos Aires gesetzt haben, doch die Erinnerungen an die vergangenen Tage sind zum Glück noch ganz frisch. Die Provinzen „Santa Cruz“ und „Tierra del Fuego“ sind mit einer Bevölkerungsdichte von unter einer Person pro qkm extrem dünn besiedelt (zum Vergleich Deutschland hat das 250fache davon) und mit kaum Vegetation „gesegnet“. Außer der patagonischen Steppe mit ein paar Büschen und ein wenig Gras wächst hier nicht viel. Was trotzdem viele Reisende in diese gottverlassene Gegend treibt, sind die Nationalparks „Torres del Paine“ (Chile) und „Parque de los Glaciares“ (Argentinien), die mit bombastischen Landschaften protzen.
.
Drei Tage verbrachten wir im Nationalpark „Torres del Paine“. Wir liehen uns ein Zelt aus, um den hohen Preisen der Berghütten zu entfliehen und wanderten einfach drauf los. Gleich die erste Tour zum Aussichtspunkt der berühmten „Las Torres“, drei Granitfelsen, die senkrecht über der Landschaft drohnen, hatte es ganz schön in sich. Von sturmartigen Böen wurden wir beim Laufen ganz schön durchgeschüttelt und einmal wehte uns eine Böe sogar um. Plötzlich lagen wir beide auf der Seite und schauten dumm aus der Wäsche. Den 10 km langen Aufstieg zum Ausguck auf 950m meisterten wir jedoch mit Bravour und genossen die freie Sicht auf die Felsen und den davor liegenden, vereisten See
Wir hatten Glück, denn oftmals verstecken sich die Berge gerne in dichten Nebelwolken. Auf dem Weg wäre ich beinahe noch mit einem seltenen Andenhirsch („Huemul“ genannt) kollidiert, der mitten auf dem Weg stand und so gar nicht scheu war. Dafür war ich um so mehr erschrocken. Nach 7 Stunden kamen wir wieder beim Zeltplatz an und bereiteten uns auf eine stürmige Nacht vor. Alles ging gut, bis um 3 Uhr morgens der Wind dermaßen am Zelt zerrte, dass er kurzerhand eine Leine aus der Zeltwand herausriß. Unreparabel! Wir flüchteten uns in die Sanitäreinrichtung und schlugen dort unser weiteres Nachtlager auf...und auf dem Klo kann man doch gut schlafen!

Die darauffolgenden zwei Tage wurden noch interessanter, denn der Wettergott machte es uns auch hier nicht leicht. Wahrscheinlich schloss er sich an diesen Tagen sogar mit Poseidon und der Klosterfrau Mellisengeist zusammen um uns mal so richtig zu fordern. Mit Sturmböen von vorn und waagerechtem Regen ging uns diese 4 Stunden-Wanderung ganz schön an die Substanz und das Wasser flatschte mir bei jedem Schritt zwischen den Zehen herum. Jetzt weiß ich auch, wozu diese Löcher in meinen Stiefeln nicht gut sind. Kurz vor der Dämmerung erreichten wir die Refugio Grey und den daneben gelegenen gleichnamigen Gletscher. Dieser ist der erste Part des riesigen Inlandgletschergebietes, der größten zusammenhängenden Eisfläche außerhalb der Pole. Den Abend verbrachten wir im Mindestabstand zum Holzfeuerofen, trockneten unsere Kleidung und schwatzten mit Erlyn und Karin – zwei holländischen Wanderskumpelinen! Am Tag drauf ging´s die 4 Stunden zurück (diesmal mit Rückenwind) und dann endlich ins warme Hostel nach Puerto Natales zum Trocknen.
Nach dieser Eskapade beim Wandern, hatte uns der Wettergott wieder lieb und bescherte uns beim Besuch des Gletschers „Perito Moreno“ fabelhaftes Bilderbuchwetter. Einen Gletscher hatten wir ja schon in Neuseeland gesehen und auch bestiegen, doch dieser Riesenapparat, der hier vor uns lag, verschlug uns vollkommen die Sprache. Mit 30 km Länge und einer Breite von mehreren Kilometern ist er nicht einmal der größte Gletscher des Gebietes „Los Glaciares“, aber einer der schönsten!
Am meisten faszinierte uns die blaue Färbung des Eises, die sich vor allem in den vielen Rissen und Kanten zeigte. Auf einer kleinen 2-stündigen Tour wanderten wir über das Eis, mit Klettereisen ausgerüstet, damit wir nicht in einer der blauen Schluchten verschwinden und 1000 Jahre später als Ötzi von Argentinien wieder aufgetaut werden. Zum Schluss der Tour gab es sogar noch einen Whisky mit Gletschereis gegen die Kälte.
Vom Aussichtspunkt auf der anderen Seite des Sees hatte man einen traumhaften Blick auf die Flanke des Eises, welche sich pro Tag um ca. 2 Meter nach vorn schiebt. Dass dabei unheimliche Kräfte auf das Eis wirken und es ständig zu Eisabbrüchen kommt, kann man sich da leicht vorstellen. Wir hatten das Glück die Geburt eines Eisberges aus nächster Nähe zu beobachten. Ein gigantisches Erlebnis! Es klingt, als wenn eine Waffe abgefeuert wird, gefolgt von wildem Donnergrollen und einer ganz schön großen Flutwelle.
Auf zur letzten Station im wunderschönen Patagonien. Nach 20 Stunden im Nachtbus strandeten wir in Trelew, einem Kaff irgendwo zwischen Buenos Aires und Feuerland. Hier gibt es soweit nichts Besonderes, wenn man von der größten Pinguinkolonie außerhalb der Antarktis absieht. Rund eine halbe Million Exemplare treiben hier ihr Unwesen und watscheln wie auf Eiern durch die Gegend. Man kann sich direkt in die Mitte der Meute stellen und ist von diesen kleinen, rund 50 cm hohen Magellan-Pinguinen umzingelt. Scheu sind sie nicht, aber wenn man ihnen bei ihren Lauf-Stolper-Versuchen zuschaut, könnte man sich biegen vor Lachen. Ihre Nester haben diese süßen Wesen nahe am Wasser im Untergrund gebaut und dort hocken sie derzeit und brüten abwechselnd ihre Eier aus. Eine gleichberechtigte Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau! Jeder muss eine Schicht Körperwärme an die Eier abgeben und danach für reichlich Nahrung aus Ariels Aquarium sorgen. Dafür bekommt jeder auch das gleiche Gehalt und den gleichen Anspruch auf Urlaubstage. So gerecht kann die Welt sein!

Neben den Pinguinen gibt es in Patagonien noch viele weitere interessante Tierchen, die auf den Schafweiden oder in den Andenausläufern herumkräuchen. Ein überall vertretener Gast ist das Guanaco, ein lama-ähnliches Tier mit tollem Fell und Hang zum Herumspringen und natürlich zum Spucken. Auch Füchse, Dachse, Hasen (die keine sind und wie ein Kangaroo hopsen) und jede Menge Raubvögel kann man sehen. Leider haben wir keinen Puma gesehen und auch die Orcas sind uns durch die Lappen gegangen. Dafür haben wir heute einen rießigen Wal vor der Pinguinküste streifen sehen.
Die Tierwelt auf unserem Planeten ist wirklich einzigartig und hat es auf alle Fälle verdient überall gewürdigt und geschützt zu werden. Wer einmal einen Wal, Delfin, Pinguin oder Robben gesehen hat, der weiß, wie toll und überlegen uns diese Geschöpfe in ihrem Element sind und wie sehr wir Menschen aufpassen müssen, ihnen nicht ihren Lebensraum zu zerstören! In diesem Sinne...esst mehr Gemüse und lasst die Finger von Fish ‘n Chips!

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Am Arsch der Welt!



Ein Traum geht in Erfüllung...Wir sind in der südlichsten Stadt der Welt, in Ushuaia auf der Insel Feuerland, angekommen! Der Weg hierher war laaang! Den 30 Stunden im Bus von Puerto Montt nach Punta Arenas schlossen sich nochmals 12 Stunden Geschaukel bis nach Ushuaia an, denn der Bus passiert hier nur noch eine Schotterpiste auf dem Weg nach ganz unten. Ushuaia präsentierte sich uns als eine schicke und durch und durch auf Tourismus eingerichtete Stadt, die aber aufgrund der bisher herrschenden Nebensaison noch etwas verschlafen ist. Wir fanden ein sehr gemütliches Hostel, welches uns sofort wegen dem familiären, holzigen Inneren und der angenehmen Wärme in den Zimmern gefiel. Bisher hatten alle Hostels zwar einen warmen Raum irgendwo, die Zimmer waren jedoch immer saukalt. Auch die Aussicht von unserem Zimmer auf den vor der Stadt liegenden Beagle-Kanal war phänomenal. Ushuaia´s Lage ist fantastisch: eingequetscht zwischen Beagle-Kanal und hohen Bergen liegt das Städtchen idyllisch da und schickt ab und zu ein kleines Ausflugsboot auf Erkundungstour der vorgelagerten Inseln.


Auch wir ließen uns das nicht entgehen und waren mit von der Partie. Auf einem kleinen Kahn ging´s hinaus auf den Kanal, der die letzte Möglichkeit darstellt, nicht das Kap Hoorn umschiffen zu müssen. Schnell soll hier das Wetter von traumhaft sonnig auf stürmig und gefährlich umschlagen. Viele Schiffe und Seeleute haben hier schon ihr Leben verloren und wir haben auf unserer kleinen Bootstour kein einziges davon wiedergefunden. Stattdessen sahen wir eine Menge Robben, Seevögel und fliegende Pinguine – auch Kormorane genannt. Robben sind so schnell und wendig im Wasser, dass es fast schon unmöglich ist, sie mit dem bloßen Auge zu beobachten, geschweige denn zu fotografieren. Um unser Boot tummelten sich 4 Exemplare im Wasser und fingen munter frischen Fisch. Unser Kapitän musste dabei stets auf der Hut sein nicht zu weit hinaus zu fahren, sodass wir nicht von der Himmelsscheibe fallen können. Eine häufige Unfallursache in solch einer abgelegenen Gegend am Ende der Welt!


Dass das Wetter schnell umschlagen kann, sollten wir auch bald am eigenen Leib erfahren. Noch während der Bootstour wehten dunkle Wolken heran und böiger Wind kam auf. Aus dem ruhigen Dahingefahre wurde plötzlich eine wilde Bootsfahrt mit hohen Wellen und Regenschauern. Die Vegetation hat sich an diese harten Wetterbedingungen angepasst und präsentiert sich spärlich und sehr robust. Nach 20 min. Sauwetter kam die Sonne wieder heraus und die Welt war wieder in Ordnung.


Die nächsten Tage verbrachten wir damit unser Erkältung, die wir uns durch den plötzlichen Kälteeinbruch auf dem Boot geholt hatten, auszukurieren und die Stadt und ihre Umgebung besser zu erkunden. Wir besuchten das Museo del fin del Mundo, welches sich ausgiebig mit den Ureinwohnern und ihrem unschönen Missionarenschicksal auseinandersetzt. Auch hier hat die Kirche gute Arbeit geleistet, die „unzivilisierte Welt“ auszurotten. Wie überall kamen mit den Weißen Krankheiten und die Zerstörung alter Traditionen einher. Schlimme Sache!



Ein weiterer Ausflug führte uns auf den Gletscher „Luis Martial“, der unmittelbar in den Bergen vor der Stadt liegt und ein nettes Ausflugsziel darstellt. Von hier hatte mal einen guten Blick über den kompletten Beagle-Kanal. Dieser wurde übrigens nach dem Hund der engl. Königin benannt, der vom Typ Beagle war. Der Ausblick und die schöne Schneewanderung von Meereshöhe auf immerhin knapp 1000m entschädigten auch dafür, dass wir den Nationalpark „Tierra del Fuego“ nicht mehr schafften und uns lieber gesund schliefen. Unsere nächsten Ziele in Patagonien laden ja schließlich auch alle zum Wandern ein. Allen voran der Nationalpark „Torres del Paine“.