Nun sind wir in Bolivien, einem der ärmsten Länder der Welt. Der Unterschied zu Chile und Argentinien war gleich nach dem Grenzübertritt deutlich zu spüren - nichts mehr erinnert hier an Europa oder Amerika. Der Baustil ist spärlich und den Menschen sieht man den Nichtreichtum deutlich an. Der größte Unterschied jedoch herrscht bei den Preisen. Während die Busfahrt von Salta, im hohen Norden Argentieniens, bis zur bolivianischen Grenze noch 20 Euro kostete, mussten wir für die gleiche Strecke nach Uyuni lediglich 4,50 Euro zahlen. Eine Küche im Hostel brauchen wir nun auch nicht mehr, denn für 1,30 Euro bekommt man ein menú completo mit Suppe und Hauptgericht mit Reis und Fleisch. Ein Liter Cola ist im Restaurant für 80 Cent zu haben. Auch die Hostels sind hier einiges günstiger als im bisherigen Südamerika, was unserer Reisekasse sehr zugute kommt.
Bolivien ist zwar sehr sehr arm, doch mit einer außerordentlichen Landschaft gesegnet. Und wenn die bösen Chilenen nicht den gesamten ehemaligen Küstenabschnitt von Bolivien besetzt und sie somit vom Überseemarkt abgeschnitten hätten, würde es vielleicht heute anders um dieses tolle Land stehen.
Wir jedenfalls wollten uns auf einer 3-tägigen Offroadtour von der abwechslungsreichen Landschaft überzeugen und starteten von Uyuni aus mit einem Toyota Landcruiser, einem Guide und 6 Mann Besatztung in Richtung Salar de Uyuni. Dies ist der größte Salzsee der Welt – ca. 250km lang und 130 km breit und in 3800m Höhe gelegen! Wenn nicht einige kleinere Inseln inmitten des Salzsee liegen würden, so könnte man teilweise nur eine aalglatte Salzfläche um sich herum bis zum Horizont sehen. Eine dieser Inseln, la isla incahuasi, hat sich als Touristenziel gemausert, denn sie ist überflutet mit meterhohen Kakteen!
Man kann es kaum glauben! Da stehen, umgeben vom kilometerweitem Salzsee, bis zu 10m hohe und 1000 Jahre alte Kakteen auf einer Steininsel und trotzen den unpflanzlichen klimatischen Verhältnissen. Tagsüber wird es locker über 30°C und nachts kann die Temperatur auf unter -25°C fallen. Außerdem schafft kein Krümmel fruchtbare Erde die Reise über das Salz bis zur Insel, sodass wirklich nur trockener Stein vorzufinden ist und regnen tut es auch nur einmal im Jahr. Aus genau diesem Grund sind Kakteen meine Lieblingspflanzen – sie sind das einzige Grünzeugs, welches in meinem Zimmer überleben kann!
Natürlich haben auch wir die „Standard-Touristenbilder“ geschossen. Es war aber auch nicht leicht bei diesen Bedingungen zu fotografieren, denn die Sonne brannte senkrecht herunter und die Salzoberfläche leuchtete grell zurück. Wer hier ohne Sonnenbrille unterwegs war, musste zwangsläufig leiden.
Die zwei folgenden Tage verbrachten wir fast ausschließlich im Jeep auf holprigen Dreckpisten oder im harten steinigen Gelände. Dabei passierten wir fantastiische Hochgebirgslandschaften mit gelbgrauen Sand-Steinwüsten, gelb-rot-bräunlichen Bergen und einem blauen Musterhimmel! Unterbrochen wurde dies von verschiedenen Lagunen, die alle in einer anderen Farbe leuchteten. Allem voran die dunkelrote Laguna Colorada. Überall tummelten sich rosafarbenen Flamingos und filterten Mikroorganismen durch ihren lustig gebogenen Schnabel. Diese Tiere waren eindeutig eines der Highlights unserer Tour.
Die Region um Südbolivien ist ein sehr aktives Vulkangebiet, wo man viele rauchenden Kegel und meterhoch sprühende Geysiere beobachten kann. Die Vulkane reichten dabei bis in Höhen von 6000m und bildeten Traumpanoramen mit ihrer Umgebung. Um der eisigen Kälte am Morgen zu entkommen, stand auch eine heiße Quelle zum Baden auf unserem Program. Bei tiefen Minusgraden saßen wir im wohltemperierten 36°C warmen Wasser und ließen uns treiben. War das schön! Wenn nur danach nicht unsere Haare gefroren wären.
Allen die einmal in Bolivien sind, können wir diese Tour von Uyuni aus nur empfehlen. Wir hatten eine Menge Spass mit unseren Mitfahrern – Julia aus Berlin, Aeneas aus Basel und den zwei Belgiern Wannes und Tijl –und sahen viele Tiere. Neben tausenden Flamingos beobachteten wir einen Wüstenfuchs, Lamas und Vicunas, Chinchillas und jede Menge Esel und Hühner in den spärlich verteilten Dörfern. Außerdem war das Essen top und der Preis von 60 Euro pro Person extrem günstig.