Sonntag, 9. Januar 2011

Sommer, Sonne, Sonnenschein und ein bitteres Ende!

Die letzten zwei Wochen auf unserer Weltumrundung mussten wir leider wieder alleine verbringen. Als wir Ronny und Janet in Lima mit dem Taxi zum Flughafen geschickt hatten, machten wir uns auf den langen Weg von der zentral gelegenen Hauptstadt bis hinauf in den hohem Norden des Landes. Ein letztes Mal wollten wir die Sonne Südamerikas erleben und genießen, bevor dann der Flieger in Richtung vereiste Heimat abhebt!
Nach 19 Stunden in der letzten Sitzreihe des Buses (am besten sind die vordersten Reihen!) kamen wir in Mancora an. Jedoch registrierten wir dies überhaupt nicht und stiegen somit auch nicht aus. Als wir etwas später fragten, wie weit es denn noch sei, erklärte man uns unser Mißgeschick. Dumm gelaufen! Wir stiegen an einer Polizeikontrollstation aus und mussten dort 30 min. in brütender Sonne auf ein Taxi warten, dass uns zurück nach Mancora brachte.


Mancora ist bekannt für seinen schönen Strand und die genialen Wellen, die jeden Surfer schwärmen lassen sollen. Das wollte ich einmal ausprobieren und besorgte mir ein Wellenreitbrett und stürzte mich in die Fluten. Das Wasser im Norden von Peru bekommt zum Glück etwas von den tropischen Strömungen Mittelamerikas ab, sodass es nicht ganz so kalt ist wie die restliche Küste Perus. Denn dort herrscht der Humbold-Strom, der kaltes Wasser von der Antarktik hinaufreibt. Das Wasser war also warm, die Wellen an diesem Tage sehr niedrig, da konnte mir nur noch meine Unfähigkeit den Spass verderben. Nach 10 erfolglosen Versuchen einen Wellenberg zu treffen und mich mitreißen zu lassen, wuchs mein Respekt vor den vielen kleinen Kindern, die auf ihren Brettern an mir vorbei rauschten. Am Ende des Tages war das Resultat ernüchternd - ich schaffte es nicht einmal eine Welle zu reiten und beschloß, dass Bahnenziehen im Kachelbecken eigentlich auch ein schöner Wassersport ist! Das kann ich deutlich besser.


Die weiteren Tage in Mancora verbrachten wir am schönen Sandstrand, brutzelten uns die Haut dunkel und genoßen fast jedes Lokal im Dorf. Hier konnten wir täglich wirklich leckere Fischgerichte essen die mit frischen Obstsaft gereicht wurden. Besonders hervorheben möchten wir „Ceviche“, ein Nationalgericht der Peruaner, bei dem rohe Fischwürfel kurz vor dem Verzehr lediglich in Limettensaft eingelegt werden und mit Chilliflocken gewürzt werden. Dazu werden frische Zwiebelringe und salzige Nüsse serviert. Einfach lecker!


4 Tage verbrachten wir im hohen Norden, kurz vor der Grenze zu Äquador, bevor wir uns langsam wieder in südlicher Gebiete bewegten. Chiclayo und Trujillo („Truchijo“ gesprochen) waren die nächsten Stationen. Hier sind noch Ruinen einer sehr alten Kultur vorhanden, die sich lange vor den Inkas (lediglich 1460 – 1560) angesiedelt haben. Die Moche-Kultur entwickelte sich im 1. bis zum 8. Jhrd. und stellt somit eine der ersten Hochkulturen Südamerikas dar. Die Huaca del Sol und Huaca de la Luna z.B. sind riesige Adobe-Pyramiden, die heute nur noch aufgrund des trocken-heißen Klimas vorhanden sind. Erst 1987 wurde im Tal der Pyramiden einer der wichigsten archeologischen Funde Südamerikas gemacht, als das Grab des „Herrn von Sipan“ entdeckt wurde. Das Besondere dabei ist, dass die Tempelanlage nicht von den damals einfallenden spanischen „Entdeckern“ und Ausbeutern geplündert wurde und somit viele Rückschlüsse auf die Zeit der Moche gemacht werde können. Alle Goldgegenstände und Keramiken waren in einem hervorragenden Zustand im Grab und selbst die Knochen vom „Herrn von Sipan“ waren noch vorhanden.


Neben diesen antiken Highlights kann die Stadt Trujillo mit dem schönsten Plaza de Armas Perus aufwarten – finden wir! Die Häuser rings um den gepflegten Hauptplatz sind in bunten Farben bemalt und versprühen somit natürliche Heiterkeit. An der Küste der drittgrößten Stadt Perus hat man zusätzlich die Möglichkeit die traditionellen „Caballitos“ zu beobachten. Dies ist ein aufwendig aus Schliff gebautes Floß für eine Person und wurde früher um Fischen genutzt.


Von Chiclayo aus führte uns unsere Route landeinwärts in die peruanischen Anden. Dort liegt in ca. 2700m Höhe die gemütliche Stadt Cajamarca („Kachamarka“). In den verbleibenden 4 Tagen schauten wir uns hier in der Region einige Kleinigkeiten, unter anderem alte Felsengräber und ein Inka-Thermalbad, an und genossen die Vorzüge dieser großen, aber sehr untouristischen und somit gemütlichen Stadt. Bei uns wurde lange geschlafen, viel geschlemmt und auch sonst wurde recht wenig getan. Ich glaube in dieser Zeit haben wir uns innerlich schon unbewusst auf unsere Rückkehr nach Hause zu unseren Familien und zu allen Freunden und Bekannten vorbereitet und mit unserer Reise abgeschlossen. So schade das auch ist, ist unsere Tour nach über 11 Monaten Herumreiserei und vielen schönen Erlebnissen vorbei und wir müssen zurück! Aber so richtig zurück geht es ja auch wieder nicht, denn auch in Deutschland erwarten uns überall Neuerungen aller Art und wir werden nie aufhören an dieses Jahr zu denken, uns an bestimmte Dinge zu erinnern und vor allem von diesem Jahr zu schwärmen. Wir haben uns getraut in die Welt zu ziehen, haben dabei alles richtig gemacht und werden es niemals bereuen oder missen wollen diese Entscheidung getroffen zu haben!

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf saßen wir im Bus nach Lima – Endstation! Zeit für Traurigkeiten kam trotzdem nicht auf, da wir bei Familie Alejos in Miraflores – Lucias Eltern ,Walter und Zenaida, und ihrer Schwester Fabiola – super gut und freundlich aufgenommen und verwöhnt wurden. Besonders die deutsche Wiener zum Abendbrot war eine Überraschung! So kurz vor Weihnachten stieg natürlich überall die Vorfreude auf das große Fest – nur bei uns schien sich alles noch im Rahmen zu halten. Verständlich, wenn man im Tshirt und kurzer Hose bei 25°C am Strand steht und den Wellenreitern an Limas Steilküste zuschaut.


Am 18.12.2010 war es dann soweit. Der Wettergott versuchte sein Bestes um uns den Rückflug ersparen zu können, doch er scheiterte schon bei der ersten Zwischenlandung in Madrid. Nachdem hier alles glatt von der Bühne ging, schüttete er jedoch London komplett mit Schnee und Eis zu und blockierte somit unsere Weiterreise.
Wir schlugen dem gemeinen Wettergott jedoch ein Schnippchen indem wir einfach umbuchten und direkt nach Berlin flogen. Das hätte er nicht erwartet und wurde war in Berlin völlig unvorbereitet, sodass uns unsere lieben Eltern aus seinen Schneegestöber abholen konnten. Damit endet die Geschichte!
Gute Nacht wünschen Katja und Christian!