Donnerstag, 26. August 2010

Tropical Queensland

Uns hat es mittlerweile zu den Whitsunday-Inseln verschlagen, und wir wollen gar nicht mehr weg hier. Das Wetter ist wieder traumhaft und genau so stelle ich mir die Malediven, Fiji oder Hawaii vor – ein Urlaubsparadies schlechthin. Die insgesamt 74 Inseln (von denen nur 6 bewohnt sind) wurden von Captain James Cook so benannt, weil er genau zum Pfingstsonntag 1770 das erste Mal daran vorbeigesegelt ist. Wir haben die Gegend in den letzten Tagen ebenfalls auf einem Segelboot unsicher gemacht und dabei wunderschöne Strände, wie den Whitehaven Beach, und ganz liebe Leute (es war schön mit euch Kathie und Chris) kennengelernt. Einfach nur fantastisch und das Beste daran, der Touristenandrang hält sich noch in Grenzen. Leider sind in der letzten Zeit auf dieser Inselidylle hässliche Betonklötzer als Touristenresorts entstanden, aber zum Glück sind einige Inseln als Nationalpark erklärt worden, sodass das Bild nicht weiter getrübt wird. Ich glaube, die Zeit hier werden wir so schnell nicht wieder vergessen. ;-) Chris war übrigens mit einem anderen Boot als ich unterwegs und insgesamt auch einen Tag länger. Für ihn war es ebenfalls ein sehr tolles Erlebniss. Auf der „Boomerang“, einem 24m langen ehemaligen Hochsee-Wettkampfschiff, dass sogar 2001 rum die World-Maxi-Serie gewann, wohnte er für 2 Tage und 2 Nächte. Geschlafen wurde dabei bei Vollmond und leichtem Wellengang zwischen 2 Inseln. Wir können nun jedenfalls verstehen, warum sich Menschen ein Segelboot anschaffen. Diese Ruhe nachts auf See und das Gefühl durch bloßen Wind angetrieben zu werden, ist schon sehr überwältigend, zumal wir ganz schön schnell und schräg unterwegs waren. Auch Chris besuchte den Whitehaven Beach und eine Schnorchelstelle. Alles in Allem war es also ein voller Erfolg und wir freuen uns schon darauf die Einladung von Beate und Mike anzunehmen, auf ihrem Boot mal herumzufahren! (Wir hoffen, das steht noch!?) Das letzte Mal hatten wir euch ja von Cairns berichtet – was irgendwie außer Ausflügen zum Riff und einer künstlich geschaffenen Badelagune mit Salzwasser nichts weiter zu bieten hat. Aber wir waren ja in netter Begleitung – wir haben uns nämlich noch einmal mit Beate und Mike getroffen. Liebe Beate und lieber Mike, wir wünschen euch eine gute Fahrt mit eurem Leihvan und viel Spaß mit Philipp. Wir waren dann aber trotzdem 3 Tage in Cairns und machten ein paar Ausflüge in die nähere Umgebung. Z.B. haben wir in einem Aboriginal Cultural Village gelernt einen Bumerang bzw. einen Speer zu werfen, waren auf einer Kaffeeplantage und im Zoo von Cairs haben wir uns die Tiere angeschaut, die wir in den letzten 4 Monaten nicht zu Gesicht bekamen, wie den Wombat, den Stachelbeutler Echidna oder den emu-ähnlichen Laufvogel Cassowarie. Außerdem fand ich die Strände nördlich der Stadt sehr schön (toll mit Palmen gesäumt und dahinter beginnt gleich der Regenwald), wo ich mir die Zeit vertrieb während Chris ein zweites Mal die Unterwasserwelt des Great Barrier Reefs erkundete. Es war ein bisschen anders als 100km weiter im Norden, nicht so tief, dafür aber mit noch farbenfroheren Korallen. Am Ende hat die Crew ein bisschen Fischfutter ins Wasser geworfen und die Fisch-Attraktion des Gebietes angelockt, die Maori Wrasse, die bestimmt mehr als einen Meter misst und die Chris sogar „streicheln“ konnte. Auch hier hat er wieder einen Hai gesehen, nur leider konnte er die Kühlkette nicht einhalten, lieber Uve, und musste ihn nach dem Schlachten alleine essen. ;-) Auf dem Weg von Cairns zu den Whitsundays sind wir übrigens an unendlich vielen Zuckerrohrfeldern, Zuckermühlen und Bananenplantagen vorbeigefahren. Neben dem Tourismus ist die Landwirtschaft hier der größte Arbeitgeber, in der Regenzeit wachsen dann noch viel mehr tropische Früchte wie Mangos, Lychees oder Maracujas. Außerdem haben wir den größten Wasserfall von Australien gesehen, die Wallaman Falls, mit 305m Höhe und dort ist uns eine Riesenechse von bestimmt 1,50m direkt vors Auto gelaufen und kurz darauf auf einen Baum geklettert, sodass wir sie auch fotografieren konnten. Am Wochenende waren wir in Townsville und hatten das Glück einem Spiel der Rugby-League zuzuschauen. Da ging es ganz schön zur Sache, die Spieler lagen mehr auf dem Boden bzw. übereinander, als auf dem Feld herumzulaufen. Es war spannend bis zum Ende, nur leider hat das einheimische Team, die North Queensland Cowboys, mit 20:22 verloren. Zuletzt sind wir noch an dem kleinen und unscheinbaren Städtchen Bowen vorbeigefahren, dass vor 3 Jahren in ein riesiges Filmset für den Film „Australia“ mit Nicole Kidman und Hugh Jackman verwandelt wurde. Die meisten Häuser waren Kulissen, aber der Pub aus dem Film steht noch. Wir werden übrigens auch bald in die Fußstapfen von Hugh Jackman treten, der einen Viehfarmer gespielt hat, da wir nach ewigem Suchen endlich eine Station gefunden haben, auf der wir 2 Wochen arbeiten werden. Anfang September werden wir dort sein und mal schauen, ob sie uns gleich auf die Schafe und Rinder loslassen. Wir freuen uns auf jeden Fall ganz sehr darauf, das Farmleben im Outback kennenzulernen, denn danach ist es ja auch schon so weit unseren geliebten Rudi zu verkaufen und auf den nächsten Kontinent zu fliegen. Ich mag noch gar nicht daran denken, denn Australien ist uns schon ganz sehr ans Herz gewachsen. Aber vorher gibt es noch ganz viel hier an der Ostküste zu erleben (Schnabeltier-Schauen, die Rumstadt Bundaberg, die Sandinsel Fraser Island, Brisbane, die Surferküste südlich davon...) Wir melden uns bald wieder und bis dahin ganz liebe Grüße von uns beiden.

Montag, 16. August 2010

The Great Barrier Reef

Das Great Barrier Reef ist eines der bedeutensten und bekanntesten Ökosysteme der Welt und erstreckt sich vom nördlichen Ende der Cape York Halbinsel, ja nahezu von Papua Neuguinea, bis tief in den Süden Australiens – über 2500km! In einem Abstand von 20 - 40 km vor der Küstelinie sind tausende kleinere Riffs, Inseln und Lagunen verstreut und bieten ein traumhaftes Revier zum Schnorcheln, Tauchen und Entspannen. Auch ich habe an einer dieser zwar teuren, aber sehr tollen Bootstouren teilgenommen. Neben 2 tollen Schnorchel-Spots im kristallklaren Wasser und jeder Menge leckerem Essen an Bord unseres Kahnes, war das Highlight des Tages eindeutig mein Tauchgang am Agincourt Reef. Stattgefunden hat dieser an der Außenseite des Riffs, wo das wenige Meter unter der Wasseroberfläche liegende Korallen-Plateau plötzlich mehrere hundert Meter abstürzt und in die Ozeanische Platte übergeht. Hier soll es die schönsten und buntesten Korallen geben, da mit jeder Flut neues Frischwasser abgschwemmt wird und Nahrung im Überfluss bereitstellt. Eigentlich sind es nicht die Korallen ansich, die diese tollen Farben erzeugen, sondern viele kleine Mikroorganismen (Korallen-Polypen), die in den Oberflächen der kalkigen Korallen wohnen. Korallen bilden sich ja aus Kalkabsonderungen und abgestorbenen Organismen. Sie leben also in den Resten ihrer toten Vorfahren. Im Vergleich zum Ningaloo-Riff im Cape Range Nationalpark bei Exmouth (Western Australia) waren die Farben noch fröhlicher und die Korallen noch beeindruckender. Überall im glasklaren Wasser konnte man vom Boot aus die Korallenfelder sehen, die teilweise nur einen Meter unter der Wasseroberfläche lagen. Ich hatte die Möglichkeit einen Tauchgang zu machen und dabei jede Menge kleinere und größere bunte Fische zu beobachten. Besonders der viel vertretene Papageifisch mit seinem kräftigen Schnabel hat mir gefallen. Er kann damit alle möglichen Korallen anknabbern und hat somit ein unendliches Nahrungsangebot. Seine bunten Schuppen machen ihn unverwechselbar. Beim Tauchen konnte ich jedoch nicht ganz so tief tauchen, da mein Unterwassergehäuse der Kamera nur bis 10m wasserdicht sein soll. Außerdem konnte ich bei 17m Tiefe die Kamera nicht mehr bedienen, da sie vom umgebenden Druck (immerhin 18 bar!) beinahe zermatscht wurde. Ich hielt mich also mehr bei 12 m Tauchtiefe auf. Außerdem sind dort die Farben der Korallen noch intensiver als weiter unten. Das tierische Highlight des Trips waren einerseits die vielen Wale, die ich noch nie so nahe und aktiv erlebt habe und andererseits -meine Mutti möge es bitte überlesen - der Riffhai beim Schnorcheln. Er war plötzlich da und hat mich angeschaut – und genauso plötzlich war er wieder weg! Das ist ein sehr komisches Gefühl! Er ist zwar weg, man weiß aber ganz sicher, dass er irgendwo in der Nähe ist! Wuhaha! Da ich zu diesem Zeitpunkt völlig allein im Wasser war, war das Gefühl noch etwas verstärkter präsent. Nun sind wir in Cairns, einer tollen kleinen Stadt mit extrem vielen Riffurlaubern, und ich überlege, ob ich noch einmal hinausfahren sollte! Lohnen würde es sich auf alle Fälle...ich hoffe die Bilder können das auch so wiedergeben! Liebste Grüße in diesem Sinne nach Deutschland! Katja und Chris!

Sonntag, 15. August 2010

Bye bye Dürre!

Liebe Lese-Gemeinde, wir haben uns heute am Bildschirm versammelt um die Erlebnisse der vergangenen Woche von Katja`s und Christian`s Reise zu erfahren. Wie wir uns erinnern, verließen sie Ende der letzten Predigt den Kakadu-Nationalpark und machten sich auf die lange Reise Richtung Cairns. Aber weit sind sie nicht gekommen!Als sie Katherine passierten und etwas später in Mataranka ankamen, wurden sie von der verführerischen Macht einer warmen Quelle angezogen und verfielen in grenzenloses Schwimmen, Tauchen und Treibenlassen im kristallklaren, bläulichen und 34°C warmen Wasser. Dort trafen sie zwei gleichgesinnte deutsche Reisende, mit denen sie sehr intensiv ins Gespräch kamen. Eigentlich sollte der folgende Tag der Anfang einer extrem anstrengenden und kilometervernichtenden Autofahrt sein, doch am Frühstückstisch verfielen sie wieder der Versuchung eines entspannten Urlauberdaseins und standen nicht vom Tisch auf. Die Gespräche mit Beate und Mike waren für sie einfach zu spannend und tiefgründig. Alles, was sie an diesem Tage getan haben war, frühstücken, danach kurz baden und göttliche Arschbomben in den Fluss machen und schließlich Abendbrot essen. Chris und Katja möchten sich bei den beiden Mainzern für diesen schönen, entspannten und interessanten Tag bedanken und hoffen, sie in Cairns nochmals zu treffen. Nun waren sie, gefüllt mit Informationen über verschiedene Körpertypen und Tierversuchsersatzversuche, bereit ihre Reise fortzusetzen. 4 lange Tage verbrachten sie damit unzählige Liter wertvollen bleifreien Benzins durch die 6 Zylinder ihrer Fahrmaschine zu pumpen und deren Energie in puren Vortrieb und Wärme umzuwandeln. Täglich vernichteten sie auf diese Weise 500 km und somit ca. 50l des kostbaren Rohstoffs. Begleitet wurden sie dabei lediglich von einer vollkommen monotonen und lebensfeindlichen Ödlandschaft, wo nur die gelegentlich vor das Auto hüpfenden Kangaroos und Stiere Abwechslung boten. Im Wageninneren selbst glühte die Luft vor Hitze, welche von draußen hereinkam und vom Motor erzeugt wurde. Rauchende Köpfe verschaffte ihnen auch die intellektuelle Lektüre, die Katja Christian während der Fahrt vortrug. „Sophie´s Welt“ mit ihrer Geschichte der Philosophie, die von einer großen, allmächtigen Person vorgetragen wird, die über allem steht. Der Fahr-Gott, soweit es ihn gibt, bescherte Katja & Chris jedenfalls eine unfall-, umfall- und defektfreie Fahrt, bis die ersten Berge in Sicht kamen. Dort änderte sich das Erscheinungsbild Australiens für die beiden schlagartig. Aus der kargen und trockenen Landschaft stieg ein tropischer und feuchten Regenwald auf, der mit Wasserfällen, Lianen und vielen Tieren überraschte. Völlig überwältigt von diesem Anblick fanden sie sogar den aufkommenden Regen als schön. Wann gab es denn das letzte Mal so viel Wasser um sie herum?? Es muss im Süden von Westaustralien gewesen sein – also vor mehreren Monaten! Durch die grenzenlose Freude der beiden fühlte sich der Wettergott etwas herausgefordert und ließ es die nächsten 3 Tage durchregnen, bis wieder eine normale Stimmung in den Köpfen der beiden herrschte. „Where the Rainforest meets the Reef“ heißt es in dieser Gegend. Ja die beiden haben es geschafft und sind endlich an der Ostküste, nahe Cairns, angekommen. Hier im tropischen Queensland geht in der Tat der Ocean, mit seinem berühmten Great Barrier Reef, direkt in einen dichten, bergigen Urwald über. Dazwischen haben sich nurnoch feinste Sandstrände und ein paar Palmen drängeln können, was das Gesamtbild dann noch beeindruckender macht. Im Daintree Nationalpark wurde Christian völlig überwältigt, als er auf einer kleinen, aber sehr feinen, Dschungelwanderung das Werk der Natur bestaunen konnte. Hier kann man vor lauter Lianen und Farnen kaum die Bäume sehen – so dicht ist alles bewachsen. Jeder Baum hat auf sich drauf einen eigenen kleinen Urwald, der dann von großer Höhe herunterhängt und den Himmel verdunkelt. So viel kann Gott unmöglich in ein paar wenigen Tagen erschaffen haben, dachte sich Chris und ist nun ein Fan der darwinistischen Theorie. Außer Gott sieht aus wie eine Krake mit vielen Händen, dann wäre das etwas anderes – aber das wird nun zu tiefsinnig! Apropos „tief“, vorgelagert vor der Küste liegt das Great Barrier Reef, wo neue Abenteuer auf die beiden warten werden! Man ist gespannt...

Sonntag, 1. August 2010

Kaka-ich oder Kaka-du

Unser Drang die Wildnis Australiens weiter zu erkunden, führte uns nach 2 Stadttagen wieder in die ländliche Gegend in Richtung Kakadu Nationalpark. Auf dem Weg machten wir Halt für eine besondere Bootsfahrt, dem Jumping Crocodile Cruise, den wir beide wohl so schnell nicht mehr vergessen werden. Alle Wasserreservoirs in der Umgebung werden von Salzwasserkrokodilen besiedelt und 3 Touranbieter haben es sich zur Aufgabe gemacht diese gefährlichen Kreaturen zu füttern und Touristen mit springenden Krokos zu begeistern. Die zwischen 3 und 6 Meter großen Reptilien können tatsächlich ihren kompletten (bis zu mehrere hundert Kilogramm schweren) Körper aus dem Wasser hiefen um einen Fleischbatzen an der Angel zu ergattern. Unser „Captain“ hat die Angel teilweise so nah ans Boot gehalten, dass mehrere Krokos beim Fallen auf die Reeling aufgeschlagen sind – die war aber zum Glück so hoch, dass nichts passieren konnte. Und wie schnell sich diese Kolosse bewegen können, ist einfach nur unglaublich. In freier Wildbahn möchte ich denen nicht begegnen, aber wer hier ins Wasser geht, ist selber Schuld – an jedem noch so kleinem Tümpel ist ein Warnschild aufgestellt. 50km später waren wir im Kakadu NP, dem größten Nationalpark Australiens (ca. 25.000 km2, so groß wie Wales). Er wurde übrigens nicht nach den Papageien, sondern nach einem Aboriginie-Volk benannt, was hier vor dem Eintreffen der Weißen lebte und durch die Einführung von „weißen“ Krankheiten wie Grippe, Masern, Pocken usw. vollkommen ausgerottet wurde - den Gugudjus. Die Gugudjus waren aber nur einer von vielen Clabs im Gebiet und die benachbarten Stämme haben die Obhut über deren Land übernommen und es der Regierung geleast, unter der Bedingung Mitspracherecht in der Verwaltung zu haben. Insgesamt gibt es 6 verschiedene Landschaften im Park: Küste, Sumpfland und die Flüsse, Regenwald, Savanne und Felsland. Diese geologische Vielfalt zieht unglaublich viele Tiere, vor allen Dingen Meeres- und Luftbewohner wie Spreitfuß-Gänse (magpie gooses), schwarzköpfige Störche (Jabirus), Weißkopf-Seeadler, weiße Reiher (Herons, Egrets), Schildkröten, Schlangen, Echsen und unzählig viele Fische, an. Genau dieses reichliche Essensangebot und das Vorhandensein von vielen Felsvorsprüngen, die Schutz vor dem Regen bieten, hat das Gebiet für Aboriginies attraktiv gemacht. Wir hatten hier die einmalige Chance uns die Technik von 2 Aboriginie-Künstlern im traditionellen Malen abzuschauen und uns selbst auszuprobieren. Bei verschiedenen Ranger-Führungen und Walks haben wir die Landschaften bzw. die Lebensweise und Kultur der hiesigen Aboriginies ein bisschen näher kennengelernt - z.B die Sprachen (es gab einmal über 200 verschiedene Aboriginal-Sprachen), die Jagdmethoden (Speere und Netze – Boomerangs und Schleudern wurden hier nicht verwendet, da zu viele Bäume im Wurfgebiet standen; sie schmieren sich mit weißem Lehm ein, damit die Tiere den menschlichen Geruch nicht wahrnehmen), die Beziehung zur Natur (dass alles durch mythische Wesen, wie der Regenbogenschlange oder dem Lichtmann – für Blitz und Donner – geschaffen wurde, die an heiligen Plätzen ihre Ruhe fanden und auf keinen Fall gestört werden dürfen, sonst passiert großes Unheil) oder ihre Kunst. Heutzutage wird für die „weißen“ Touristen vorwiegend auf Leinwand gemalt, früher vor allen Dingen auf Rinde und Fels. Hier sind noch sehr viele dieser Felsmalereien erhalten geblieben, wobei jede ihre eigene Geschichte erzählt. Die Geschichten wurden von den weisen Stammesältesten an die nächste Generation weitergegeben, aber immer nur stückchenweise und nur an Initiierte, d.h. Teenager, die das (für uns Europäer brutale, für Aboriginies normale) Initiationsritual, eine Art „Jugendweihe“, hinter sich gebracht haben. Und alles streng geschlechterspezifisch, da Mann und Frau unterschiedliche Aufgaben haben. Die Männer waren für das Jagen (Kängurus, Fledermäuse, Schildkröten, Fische, Wasserbüffel, Schlangen...), Feuermachen, Werkzeuge bauen und die Felsmalereien verantwortlich und die Frauen für das Sammeln von Bushtucker (wie Johannisbeeren, Honig, Wasseräpfel, Yam-Wurzeln, Muscheln, Wasserlilien, also all das, was Mutter Natur an Essbarem hervorbringt), die Essenszubereitung, die Erziehung oder das Weben von Körben und Matten aus Palmenblättern. Nicht nur die Aufgaben sind streng verteilt, sondern auch das Miteinander ist streng geregelt. Es gibt insgesamt 8 verschiedene Zugehörigkeitsgruppen (die jeder Aboriginie von der Mutter erbt) und alle Mitglieder dergleichen Gruppe sind Bruder und Schwester. Ab dem Teenager-Alter ist es verboten mit dem Bruder oder der Schwester bzw. der Schwiegermutter oder dem Schwiegersohn zu reden (um Frieden zu bewahren) bzw. innerhalb der Gruppe zu heiraten. Die Missachtung der Gesetze kann zu großem Unheil führen und kann mit dem Ausschluss aus der Gemeinschaft bestraft werden.Das ist für Aboriginies die größte Strafe überhaupt, da sie von kleinauf gewohnt sind in einer Großfamilie zu leben. Auch Tiere und Pflanzen gehören zur Familie bzw. den Zugehörigkeitsgruppen. Am meisten fasziniert bin ich von der Sichtweise und dem Umgang mit der Natur – die Aboriginies haben ihr Leben danach ausgerichtet, z.B. gibt es eine Art Naturkalender mit insgesamt 6 verschiedenen Jahreszeiten, wobei das Blühen oder Verblühen bestimmter Pflanzen oder das Auftauchen bestimmter Tiere im Gebiet den Wechsel der Jahreszeiten anzeigt. Auch das Abbrennen bestimmter Gebiete gehört dazu, damit danach alles besser wachsen kann und bestimmte Gebiete vor den „großen“ Waldbränden geschützt ist (denn was einmal gebrannt hat, brennt so schnell nicht wieder). Es ist wirklich eine Schande, dass diese Kultur dank der „weißen Männer“ kurz vor dem Aussterben ist und viele dieser Dinge in Vergessenheit geraten bzw. schon sind. Das Volk der Aboriginies musste wirklich viel Leid ertragen - sie wurden gejagt, zu harter Arbeit ohne Entlohnung gezwungen, ihr Land wurde ihnen weggenommen und als britisches Eigentum erklärt, sie mussten oft mehrmals umsiedeln und ihre Kinder wurden ihnen ebenfalls weggenommen, um sie in einer Mission christlich zu erziehen. Und alles nur um Gefangene hierher zu schaffen. Zum Glück gibt es noch ein paar Gebiete hier in Australien, wo Aboriginies ihr eigentliches Leben weiterführen können – bis auch dort Uranium, Eisenerz, Kupfer, Zink, Erdöl oder was auch immer gefunden wird. Und für die anderen Aboriginies ist zu hoffen, dass sie sich endlich in die westliche Welt integrieren, wie jeder andere Australier zur Schule gehen, einen Beruf erlernen und dabei trotzdem ein paar Werte ihrer Kultur beibehalten können. Ach und noch eine Anmerkung der Boettcherchen/Hupelchen Redaktion: Welcher Halunke behauptet hier, wir schreiben vom Reisefuehrer ab??? Gib deinen Namen preis und stell dich der oeffentlichen Steinigung. ;-)

The Top End

Boar is das heiss hier! Hallo ihr Lieben – wir sind mittlerweile im 5. australischem Bundesstaat gelandet, dem Northern Territory, und zwar am nördlichsten Zipfel. Die Fahrt von Western Australia ins Top End war lang und öde – bis wir eine Kolonie von schwaren Kakadus erspähten. Just in dem Moment, als wir an ihnen vorbeifuhren, legten sie eine Pause ein und ab und zu präsentierten sie uns auch ihren orange-rot gefärbten Schwanz. Lieber Dietmar, wir würden dir gern einen mitbringen, aber dazu müssen wir wohl noch ein bisschen an unserer Anschleichtaktik üben. Eigentlich waren wir ja froh dem jetzt kalten, australischen Süden entflohen zu sein, doch irgendwie hat sich unsere Einstellung dazu geändert und wir vermissen die „Kälte“ ein bisschen. Hier ganz im Norden ist es nämlich nicht nur tropisch heiß (ca. 40°C), nein, hier gibt es auch unendlich viele Mücken, die dauernd über uns herfallen, sodass wir beide, trotz Mückenspray, mittlerweile wie Streuselkuchen aussehen (und dabei würde ich doch viel lieber welchen essen ;-). Naja, so verschafften wir uns die nötige Abkühlung eben im Litchfield Nationalpark, einem wunderschönen Naturreservat mit herrlichen (und krokodilfreien) Wasserfällen, die geradezu zum Baden einladen. Und so haben wir Chris Geburtstag planschend in den Naturpools verbracht. Die Wasserfälle sind hier so zahlreich, da in der Regenzeit die umliegenden Sandsteinfelsen das Wasser wie ein Schwamm aufsaugen und es in der Trockenzeit langsam wieder abgeben. Neben den 3 großen Fällen, den Florence, Wangi und Tolmer Falls, gibt es hier noch viele weitere kleine tosende Ströme, die für unzählig viel Getiers ein zu Hause bieten. Z.B. haben wir auf unseren Erkundungstouren mehrere Schlangen und auch ein paar größere Echsen im Gebüsch bzw. in Wassernähe entdeckt. Eine Echse war so zutraulich, dass sie sich zwischen uns auf dem Fels mitgesonnt hat. Außerdem gibt es hier einige der größten Termitenbauten der Welt, die mehrere Meter aus dem Boden schießen (von den cathedral termites). Übrigens wiegen alle Termiten zusammen auf der Welt mehr als alle Menschen und insgesamt sind 80-90% der Bäume hier in Australien von Termiten befallen. Das Highlight unseres Litchfield-Aufenthaltes war jedoch die Übernachtung mitten in der „Wildnis“. Eigentlich wollten wir nur ein Stückchen wandern gehen, dann haben wir aber gesehen, dass sich entlang des Tracks verschiedene Campspots befanden und so packten wir unsere 7 Sachen und machten uns auf zum Bush Camping. Wir konnten direkt von unserem Zeltplatz ins Wasser springen und hatten für abends eine kleine Feuerstelle. Die Nacht war ganz schön abenteuerlich, überall hat es um uns herum in den Büschen geraschelt und geknistert, aber zum Glück war dieser kleine Wasserfall in der Nähe, der einige der Geräusche übertönte. Am nächsten Tag ging es zurück in die Zivilisation - in die Hauptstadt der Region, nach Darwin. Wir beide waren von Anfang an von dem Charme der Stadt begeistert, hier kann man die australische Gelassenheit spüren, gemixt mit tropischem Flair. Überall sind Palmen gepflanzt und rundherum Strand und Meer. Außerdem findet jeden Sonntag ein Nachtmarkt statt, nach asiatischem Vorbild, mit vielen kleinen Ständen, Fressereien, Straßenkünstlern und Live-Musik - und das Ganze direkt am Strand. Am meisten waren wir von einer Band begeistert, die mit dem traditionellen Didgeridoo und einem Schlagzeug Drum n Base-Musik spielten, welche sogar bei der älteren australischen Generation Anklang fand. Falls ihr einmal nach Darwin kommen solltet, besucht unbedingt das Museum and Art Gallery of the Northern Territory und den Botanischen Garten. Ich wusste gar nicht, dass es soooo viele Palmenarten gibt, wie Sandpalmen, Schraubenpalmen, Fächerpalmen, Königspalmen, Dattelpalmen, Pandanuspalmen, Kokosnusspalmen, carpentaria palms, livistonian palms und red cabbage palms – für die letzteren weiß ich leider keine deutsche Übersetzung. Außerdem haben wir gelernt, dass sich Darwin erst im 2. Weltkrieg durch die Errichtung von Armeestützpunkten (aus Angst vor weiteren japanischen Angriffen) zur Großstadt entwickelte und im Jahr 1974 fast komplett durch den Wirbelsturm (cyclone) Tracey zerstört wurde. Die Australier haben daraus gelernt und ihre Stelzenbauten nun durch Steinbauten ersetzt. The Government House