Dienstag, 27. April 2010

South Australia

Nun sind wir auch schon im dritten australischen Bundesstaat angekommen. Beim nationalen Grenzübertritt verschob sich die Zeit um eine halben Stunde, sodass wir euch jetzt nur noch 7,5 Stunden voraus sind. Weiterhin mussten wir aufpassen,denn es gilt ein Verbot frisches Obst und Gemüse und allgemein Pflanzen nach Südaustralien einzuführen. Die Behörden in SA haben nämlich die Angst, dass die Fruchtfliege aus Victoria eingeführt wird und auch hier enorme Schäden anrichtet. Unser erstes Ziel im Südstaat war der längste Fluss Australiens. Der Murray River ist zwar nicht viel größer als die Elbe bzw. die Saale, entspringt aber in New South Wales und legt bis zur Mündung in den Ocean nahe Adelaide ein paar tausend Kilometer zurück. Im Ausflugsziel Nummero Uno kann man sich von alten Schaufelraddampfern herumchauffieren lassen bzw. sich Hausboote anmieten, doch beide Varianten waren zu preisintensiv. Somit entschieden wir uns, einfach ein bisschen flussaufwärts die Panoramastrassen entlang zu fahren und mehrmals die kostenlosen Fährshuttles zu nutzen, der an 13 verschiedenen Orten 24 Stunden pro Tag verkehrt. Überall hatten wir wunderschöne Ausblicke auf die steilen Sandsteinklippen, die der Flus im Laufe der Zeit in der sonst so flache Natur hereingefressen hat. Genau an diesen Klippen endeckten wir einen riesigen Schwarm Kakadus, der munter herumflog und einen ohrenbetäubenden Lärm erzeugte. Mann, waren das viele!


 Darauffolgend sind wir in das größte Weingebiet Australiens, das Barossa Valley,  gefahren. Hier hängen die Trauben für ca. 75% des australischen Weines. Vor allen Dingen deutsche Auswanderer haben sich in der Gegend niedergelassen und das Land für den Weinanbau entdeckt. Weltweit bekannt sind der Shiraz und der hießige Riesling. Da durfte eine Verkostung im edlen Weingut mit einer ausführlichen Beschreibung der Weinherstellung für uns natürlich nicht fehlen. Leider hängen zu der jetzigen Jahreszeit keine Trauben mehr an den Rebstöcken. Die letzten Sorten wurden vor einer Woche geerntet und sind gerade im Reifeprozess.
Am nächsten Tag haben wir uns Adelaide angeschaut, die Hauptstadt von South Australia und benannt nach der Gattin des einstigen englischen Königs William IV. Überhaupt sind in Australien viele Städte und Landschaften nach politischen Größen, Entdeckern oder Architekten benannt Der Ayers Rock z.B. trägt den Namen des ehemaligen Premierminister von South Australia, Henry Ayers. Einige der Namen werden in der jüngsten Vergangenheit jedoch auch wieder zurückgenommen und die originalen Bezeichnungen der Aboriginies tauchen wieder auf. Adelaide ist vor allen Dingen wegen seiner vielen Festivals und seinen riesigen Parkanlagen sehenswert. Überall in der Stadt hört man Papageien zwitschern, vor allem Rainbow Lorikets. Eigentlich wollten wir nur hierher um unsere Bankkarte (vom eröffneten hießigen Konto) in der Filiale abzuholen, daraus ist jedoch nichts geworden. Diese ist jetzt in Melbourne angekommen, wo wir zuvor vertröstet wurden, dass die Filiale aus Sydney sie noch nicht losgeschickt hatte. Na mal schauen, wann wir sie in unseren Händen halten werden. 


Da wir nicht zuviel Zeit in der zwar schönen, aber auch teuren Großstadt verschwenden wollten, sind wir auch am gleichen Tag schon weitergezogen. Ziel war der 500km nördlich gelegene Flinders Range Nationalpark, der zu den ältesten Formationen auf Erden zählen soll und aus riesigen Granit- und Basaltbergen besteht. Eine dieser Formation macht den Anschein eines erloschenen Vulkankraters, ist jedoch nur so kreisrund aufgefaltet worden. Hier sind wir wieder ein bisschen gewandert. Beim Besteigen des höchsten Gipfels konnten wir spezielle „Grasbäume“ bestaunt, die nur in Extremsituationen blühen, d.h. wenn es entweder eine Überflutung, eine lange Dürre oder einen Waldbrand gab. In letzter Zeit hat es in dieses sonst so kargen und regenarmen Region immens viel Niederschlag gegeben, sodass einige Off-Road-Straßen zur Zeit geschlossen sind und dass sich unglaublich viele Fliegen und Heuschrecken vermehren konnten. Die können ganz schön nervig sein, sag ich euch! Durch den Regen ist derzeit der riesige Salzsee "Lake Eyre" komplett mit Wasser bedeckt, was viele Touristen anlockt. Normalerweise passiert das nie und somit bietet sich in der jetzigen Situation ein einmaliges Bild. Wir können jedoch nicht dort hinfahren, da man ein Jeep und jede Menge Überlebensausrüstung dafür benötigt. Außerdem haben wir uns noch eine Aboriginie-Felsmalerei in der Umgebung angeschaut und zum ersten Mal etwas darauf erkannt. Speziell die Darstellungen von Handabdrücken, von Tieren, wie z.B. Emus und Kängurus, und Jagdwerkzeugen (Bumerangs und Speere) hatten damals eine große Bedeutung. 


Seit gestern befinden wir uns in Port Augusta, dem Verbindungspunkt zwischen Westen, dem Outback und dem Südosten. Diese Stadt ist nur so groß geworden, weil alle Autofahrer und Trucks hier anhalten, um zum letzten Mal billig zu tanken und billig Essen einzukaufen. Das haben wir natürlich auch gemacht und so ist unser Auto nun randvoll mit Konserven, Milch, Brot und ganz viel Wasser. Wir wollen in den nächsten Wochen nach Norden ins Rote Zentrum von Australien, ins wirkliche Outback. Damit wir dort auch heil ankommen, ist unser Auto gerade in der Werkstatt zum Check (hoffentlich wird’s nicht ganz so teuer) und dann geht’s los. Lasst euch gut gehen. Bis zum nächsten Mal. Eure zwei Reisenden.




Dienstag, 20. April 2010

Unser Leben im Auto

In diesem Bericht wollen wir euch einen kurzen Einblick in unser neues Leben im Auto versuchen zu vermitteln. Wir haben in den letzten Wochen einen guten Rythmus gefunden, wir wir unseren Tag planen, einteilen und verleben. Da es hier im Süden Australiens schon recht früh Nacht wird und somit ab 18 Uhr ein passender schlafplatz gefunden sein muss, sind wir zu extremen Frühaufstehern mutiert. Chris beginnt den Tag meist mit einer kleinen Joggingrunde oder Erkundungswanderung, während Katja sich entweder noch mal herumdreht, ihre kleine Morgen-Gymnastikübungen macht oder das Frühstück vorbereitet. Zur ersten Mahlzeit des Tages gibt es abwechselnd alle 2 Tage Toastbrot oder Porridge. Für das Brot haben wir uns einen kleinen Aufsatz für den Gaskocher besorgt, auf dem wir, unter immensen Gaseinsatz, die Scheiben bräunen können. Dazu wird immer Nutella, Marmelade, Wurst bzw. Käse gereicht. Milch und Kakao darf hierbei natürlich auch nicht fehlen. Da bei uns im Auto kein Kühlschrank, sondern nur eine Kühlbox vorhanden ist, muss bei Hitze mit Butter, Wurst und Käse aufgepasst werden, doch solche hohen Temperaturen hatten wir bisher im Süden noch nicht. Das kommt vielleicht später noch. Porridge ist ein warmer Weizenkleiebrei, der mit Milch und Wasser aufgekocht wird und durch eine Kombination von Bananen und Zimt oder Kakao sehr lecker wird. Wer einmal am Rennsteiglauf teilgenommen hat, der weiß wovon ich rede. Wem wird da nicht das Wasser im Munde zusammenlaufen?


Auch Geschirrtechnisch sind wir bestens ausgerüstet! Von Töpfen, einer Pfanne, Tellern, Schüsseln, Besteck, 2 Kochern und allgemeinen Utensilien ist alles mit an Bord und quetscht sich in jede verfügbare Ritze des Wagens. Zu den Mahlzeiten sitzen wir gemütlich in unseren Campingstühlen und stärken uns für den Tag. Jedoch essen wir nur frühs und abends etwas, denn tagsüber sind wir unterwegs. Bevor wir zu neuen Abendeuern aufbrechen können, müssen wir jedoch noch das Auto umräumen! Die großen Rucksäcke müssen von den Fahrersitzen auf die Matratze nach hinten, alle Beutel und Taschen werden an ihrem Platz verstaut und dann kann´s endlich losgehen. Pro Tag legen wir bisher durchschnittlich 200km zurück, wobei wir bei größeren Sehenswürdigkeiten natürlich etwas länger verweilen. Zum Mittag gibt es meist selbstgemachte Sandwichs, denn wir haben die warme Hauptmahlzeit aus zeittechnischen Gründen auf das Abendessen verlegt. Und zum Abendbrot gibt es dann, was das Backpackerherz so begehrt - mal Nudeln, mal Reis, mal Kartoffeln und wenn wir gerade einmal wieder einkaufen waren auch Fleisch (so alle 3 Tage, da wir ja keinen Kühlschrank besitzen). Das Essen haben wir in einer großen Kühltasche und einer Kühlbox und alles Verpackte und Dosen in einer Kiste gelagert. Das alles findet seinen Platz im Fußraum zwischen Fahrersitz und hinterer Sitzbank.


Meistens übernachten wir auf freien Campingplätzen, die Toilette, einen Wasseranschluss und manchmal auch freie Duschen haben. Doch ab und zu kommt es auch vor, dass wir uns einfach mitten in die Botanik stellen. Dabei kommt richtiges Campingfeeling auf und man sieht und hört desöfteren ein Tierchen. Dank unseres guten Reiseführers (der australischen Campingbibel "Camps5") finden wir auch fast jeden Abend einen passenden Platz. Ansonsten haben wir auch schon in Seitenstraßen am Straßenrand oder auf einsamen Parkplätzen über Nacht gestanden. Dann wird aber meistens ganz früh aufgestanden und gleich weggefahren. Man möchte ja keine Unruhe auslösen. In solchen Fällen ist die freie Natur unsere Toilette und aufgewaschen wird in einer großen Schüssel, die auch in eine Dusche umgeformt werden kann. Wir haben immer mindestens 5l Leitungswasser bei uns, was man meist an der Tankstelle oder auf öffentlichen Toiletten auffüllen darf. Unsere Abende bestehen meist aus Lesen, Tagebuch schreiben, Fotos aussortieren usw. Derzeit bringt Chris mir gerade Schach bei, doch zum Gewinnen hab ich es leider noch nicht geschafft. Manchmal werden wir von lustigen Australiern oder anderen Backpackern unterhalten, denn die Leute hier sind wirklich super gastfreundlich! Von einem Päarchen sind wir auch schon eingeladen worden sie in der Nähe von Perth besuchen zu kommen, wenn wir dann dort vorbeifahren. Ein anderes Päarchen lud uns zum Pfannkuchenessen in ihren Wohnwagen ein, als sie Chris im Regen draußen kochen sahen. Wir hatten einen lustigen Abend zu viert.


Als Licht dienen uns verschiedene Taschenlampen, eine davon ist sogar über den Zigarettenanzünder wiederaufladbar. Mit Hilfe eines Power Converter laden wir übrigens auch unsere technischen Geräte wie Kamera und Laptop beim Fahren wieder auf. Zum Schlafen räumen wir dann wieder alle Sachen von der Matratze auf die Vordersitze vor und hängen Decken, Handtücher bzw. Sonnenschutz in die Fenster, damit uns nicht jeder ins Schlafzimmer schauen kann. Teilweise kommt der Sandmann auch schn um 21 Uhr und bringt uns ins Reich der Träume, bis uns die Sonne oder der Wecker am nächsten Morgen wieder wecken und das gleiche Spiel von vorn beginnt.

Ich hoffe ihr habt nun eine kleine Vorstellung von dem bekommen was wir hier gerade erleben. Wenn man ein kleines bisschen kreativ und einfallsreich ist, kann es ganz gemütlich werden.

Liebe Grüße an alle Camper dieser Welt!
Katja und Chris.    

Von Melbourne nach Adelaide

Da die Großstadt Melbourne ein größeres Loch in unserer Reisekasse hinterließ als wir dachten, wollten wir unser Glück als Goldgräber versuchen. Wir machten uns auf den Weg in die Goldfields, genauer gesagt nach Ballarat, 100km westlich von Melbourne. Hier besuchten wir das schönste und am liebevollsten hergerichtete Museum, was wirbisher gesehen habe - ein Freilichtmuseum, welches uns in die Zeit um 1850 zurückversetzte. Alles war mit sehr viel Liebe fürs Detail nachgebaut - die Zelthütten, die Läden und Häuser, einfach alles. Sogar eine richtige Miene zum Abbau von Gold hatte man nachgestellt und überall liefen Leute in Kostümen im damaligen Stil herum. Bei verschiedenen Vorstellungen konnten wir dieHerstellung von einem Wagenrad aus Holz und von Süßigkeiten zuschauen und durten miterleben, wie ein 3kg schwerer Goldbarren gegossen wurde. Da wir auch selbst in den Genuss von Gold kommen wollten, gingen wir zum Fluss und schurften was das Zeug hielt…und wir haben sogar ein bisschen Gold gefunden, zwar ein paar ganz kleine Bröckchen. Diese wurden zwar im Oberlauf des Baches zugegeben, das Heruasfiltern dieser Partikel mit der Stahlpfanne war aber trotzdem eine mühevolle Aufgabe, die Konzentration verlangte. Sozusagen war es keine geeignete Aufgabe für Katja! :-)


Mit diesem neugewonnenen Reichtum machten wir uns auf zur berühmten Great Ocean Road. Diese hat nicht umsonst den Ruf der schönsten Küstenstraße weltweit, das wollen wir gleich bestätigen. Auf der ersten Hälfte der ca. 300 Kilometer langen Strasse dominieren wunderschöne Sand- und Surfstrände, während die zweite Hälfte eher mit einer Steilküste aufwartet. An dieser sieht man wunderschön Gesteinsformationen,wie die 12 Apostel (von denen nur noch 10 existieren) oder die vor einigen Jahren teilweise eingestürzte London Bridge. Bei schönstem Sonnenschein und warmen Temperaturen zeigten sich uns die Kalksteinfelsen von ihrer besten Seite. Der Küstenabschnitt am untersten Ende von Australien hat jedoch auch eine traurige Vergangenheit, denn ungefähr 80 Schiffe sind hier gesunken, bzw. an der Steilküste zerschellt. Alle diese Segelschiffe wollten die Meerenge zwischen Australien und Tasmanien durchfahren und sind im schlechten Wetter von ihrem Kurs abgekommen.Noch heute trägt die Küste den Namen Shipwreck Coast. Erst als 1860 am Cape Otway ein Leuchtturm errichtet wurde, konnte dem Matrosensterben ein Ende bereitet werden.


Auf dem Weg zum idyllisch gelegenen Cape Otway Lighthouse haben wir gleich neben der Strasse in den Eukalyptusbaumwipfeln viele der hier freilebenden Koalas entdeckt und konnten sogar einem ganz nah kommen. Er kletterte direkt neben uns im Gebüsch herum und ließ sich von nichts beim Fressen stören. Somit pirschten wir uns Meter für Meter an den Busch heran und hätten ihn fast anfassen können. Dies haben wir natürlich nicht gemacht, denn die Natur sollte vom Menschen nicht beeinträchtigt, bzw. gestört werden. Außerdem hätten wir sonst wie ein Eukalyptus-Bonbon gerochen - und das wollen wir ja nicht! In einem der schönen Strand- und Surforte zu Beginn der Great Ocean Road, wo einmal im Jahr die Weltmeisterschaften im Wellenreiten stattfinden, sahen wir sehr viele weiße Kakadus und rosafarbene Galas am Strand herumfliegen. Wir hielten sofort an, packten die Kameras aus und näherten uns ihnen. Die bisher so scheuen Papageien, blieben auch bei näher Herankommen friedlich sitzen und ließen sich problemlos fotografieren. Der erste Kontakt zur Vogelwelt ist somit hergestellt. Wir hoffen, es kommt noch öfters zu Annäherungen solcher Art!


Nachdem wir 3 Tage an der Great Ocean Road verbracht haben und viele der Sehenswürdigkeiten an unterschiedlichen Tageszeiten bestaunten, wurde es Zeit weiterzuziehen. Von der Küste ging es fortan landeinwärts in Richtung der Grampians. Dies ist ein kleineres Mittelbegirge und für uns für die nächsten paar tausend Kilometer höchstwahrscheinlich die letzten Berge die wir genießen können. Also hieß es, die Wanderschuhe auszupacken und ab auf den Trail! Überall lockten uns witzige erscheinende Kalksteinwipfel, kleinere Canyons und tiefe Steilwände. Von einer der Felswände hatten wir einen tollen Blick über den Hauptort "Hells Gap" und die umliegende, völlig flache Landschaft. Hier in den Grampians kamen wir erstmals mit der Kultur der Aboriginies in näheren Kontakt, indem wir eine alte Höhlenmalerei besuchten. Wir stellten uns dies irgendwie anders vor. Vielleicht komplexer? Wir können es nicht wirklich beschreiben, aber von dem einfachen "Gemälde", was auch ein Kleinkind hätte kritzeln können, waren wir nicht sonderlich begeistert. Aber der Weg zur Aboriginie-Malstätte war schön und wir stießen auf viele Kangurus und fanden einen tollen Schlafplatz - mitten im Nichts! Nun sind wir gerade auf schnellstem Wege über die Grenze vom Bundesstaat Victoria nach South Australia gefahren und wollen weiter gen Nordwesten Richtung Adelaide. Im Süden Australiens zieht so langsam der Herbst ein, senkt die Temperaturen und bringt viel Regen mit sich. Mit unserer Flucht nach Nord-Westen wollen wir diese Jahreszeit möglichst umgehen. Wir machen uns mal auf den Weg - bis bald und lasst auch mal wieder was von Euch hören.
Eure Katja und euer Christian.



Von Canberra nach Melbourne

Hallo ihr Lieben!
Wir haben in den letzten zwei Wochen sehr viele schöne Dinge erlebt und wollen euch nun auch wieder daran teilhaben lassen. Also, los geht´s! 
Nach der Besichtigung der australischen Hauptstadt Canberra sind wir als erstes in die Snowy Mountains, die australischen Alpen, gefahren. Für uns alpen-verwöhnte Europäer war das schon ziemlich lustig, sich vorzustellen, wie die Aussies hier im Winter dieses Hügelchen mit Ski und Snowboard herunterdüsen. Auf jeden Fall gibt es auch hier auf dem rotsten und trockensten aller Kontinente des Globus eine Region, wo manchmal im Jahr Schnee angefasst werden kann. Wir haben den höchsten Berg dieser Gebirgskette, den Mt. Kosziusko mit stattlichen 2230 Metern, bezwungen und sind Down Under damit aufs Dach gestiegen. Nachts war es aufgrund unserer Höhe und des anstehenden Winters ganz schön kalt, sodass wir jede verfügbare Decke und je 2 Schlafsäcke zum Zudecken nutzten. Morgen waren unsere Autoscheiben auch mit gefrorenem Reif bedeckt. Wir hätten nichts gegen eine kleine Pension gehabt.


Wie der Zufall so wollte konnten wir am Osterwochenende einem überregionalen Rodeo-Wettbewerb anschauen. Dieser fand auf einem abgelegenen Reiterhof statt. Wie ein riesiges Volksfest feierten die Gäste jede einzelne Show, bzw. jeden einzelnen Wettkampf. Von früh um 9 bis spät abends wurden unterschiedliche Kategorien wie z.B. das typische Bullenreiten oder das schnellstmögliche Fangen eines Bullen mit dem Lasso (alleine oder im Team) durchgeführt. Auch auf wild-gemachten Pferden konnten die Rodeos ihre Künste unter Beweis stellen. Vorher wurde dem armen Tier jedoch noch die Klöten abgebunden, damit es richtig wild wird. Beim "Bull Wrestling" hieß es, einem jüngeren Stier mit Hörnernauf den Boden zu bekommen und anschließend seine Beine zu fesseln. Es war beeindrucknd mit welcher Gewalt und mit welchem geschick die Cowboys zu Werke gingen und wie schnell die Aufgaben erledigt waren. Wärend der ganzen Zeit herrschte eine Bombenstimmung rings um den Rodeo-Platz herum und für uns war es ein super Erlebnis, da wir uns erstmals mitten unters Volk mischen konnten.


Nach dieser interessanten Zeit in den Snowy Mountains führte unser weiterer Weg wieder zurück zur Küste und somit Richtung Melbourne. Wir passierten unsere erste inneraustralische Grenze vom Bundesstaat New South Wales in den Staat Victoria und verließen somit die Heimat unseres Rudis. Wie oft er schon diese Runde gefahren ist? Man weiß es leider nicht. Doch bevor wir in Melbourne erste Großstadtluft schnupperten, wollten wir noch ein wenig die wilde Natur der Süd-Ost-Küste genießen und besuchten den Wilson Promontory Nationalpark. Dieser südlichste Zipfel vom australischen Festland ist bekannt für seinen Mix aus tollen Stränden, Regenwald und den dazwischenliegenden große Grassteppen, wo sich u.a. Kängurus wohlfühlen. Und so kam es, dass 5 Minuten nach dem Parkeingang auch schon das erste Känguru mitten auf der Straße saß und ein paar Meter weiter eine riesige Emuherde an unserem Wagen vorbeirannte. Die Wanderungen durch den (Ur-)Wald und am traumhaften Strand entlang, wo wir unglaublich schöne Sandmuster entdeckten, waren zwar super, aber am meisten hat es sich der Halt an den großen Grassteppen gelohnt. Nur ein paar hundert Meter vom Auto entfernt erspähten wir eine riesige Känguru- und eine Emuherde und konnten uns Meter für Meter heranpirschen. Letztendlich standen wir keine 5 Meter von der Gruppe Kängurus entfernt und fühlten uns total glücklich. 


Gleich am nächsten Tag hatten wir unser Tiererlebnis Nummer 3, 4 und 5 in Australien. Wir fuhren weiter westwärts und machten Rast auf Philipp Island, eine Insel ganz in der Nähe von Melbourne. Hier befindet sich ein bekanntes Koala-Reservat, welches sich die Aufzucht und den Schutz der bedrohten Tiere zur Aufgabe gemacht hat. So konnten wir diese knuddligen Vielschläfer (sie schlafen ca. 20 Stunden und wachen zwischendurch immer mal für ein paar Minuten zum Eukalyptusblätterfressen auf) von ganz nah beobachten. Hier haben wir uns auch das erste Mal in die großen australischen Wellen und ins Kalte Nass des Oceans geschmissen, doch das Wasser war schon noch sehr kalt und mehr als nur eine Erfrischung. Danach wollten wir eigentlich "nur" einer Pelikanfütterung beiwohnen, als die Frau, die die Fische verfütterte, ganz nebenbei erwähnte, dass vielleicht kommen noch ein paar Rochen vorbeikommen. Wir sollten doch keine Angst haben. Sie schmiß die restlichen Fische ins Wasser und tatsächlich kamen gleich 6 Stück dieser rießigen Stachelrochen angeschwommen. Das war einfach nur fantastisch. Ein Exemplar rubbte sich direkt vor unseren Füßen aus dem Wasser heraus um einen Fisch zu ergattern, der im sehr flachen Wasser lag. Danach robbte er wieder zurück. Einfach unglaublich! 


Am folgenden Tag erreichten wir auch schon Melbourne, die zweitgrößte Stadt Australiens (natürlich nach Sydney) und bekannt für ihre ausgeprägte Kunst- und Kulturscene. Leider war das Wetter nicht so berauschend für einen Stadtbummel. Es wechselte diesen Tag ständig zwischen strahlendem Sonnenschein und kräftigem Regenschauern. Unser persönliches Highlight war das Football-Spiel im großen Etihad-Stadium. Es spielten die Mannschaft von Melbourne gegen die aus Adelaide. Australischer Football ist überhaupt nicht mit amerikanischem Football zu vergleichen. Es ist eher ein wilder Mix aus amerikanischen Football, Rugby und unserem Fußball, mit etwas unverständlichen Regeln. Vor allem aber war es sehr schön anzuschauen, interessant die eingefleischten Fans zu beobachten und vor allen Dingen trocken. :-)
Nett war auch, das nach dem Spiel dieser benachbarten Erzrivalen Fans beider Mannschaften nebeneinander Heim gingen und es zu keinerlei Ausschreitungen, Ärgernissen oder snstigen störungen kam. Bei Thüringen-Derby zwischen erfurt und Jena wäre so etwas niemals denkbar. Das ist etwas, was man sich bei den Aussis abschauen könnte. Der Sport ansich entscheidet...der Fan schaut nur zu und feuert an!


Samstag, 3. April 2010

Autokauf in OZ

Wir sind in Australien angekommen!
Diesmal für eine längere Zeit als beim letzten Mal. Nachdem wir von Walter - dem Bruder von Lucia - unsere Sachen abholten, die wir beim letzten Besuch dort verstaut hatten, zog es uns in die Innenstadt von Sydney. Wie ihr wisst, hatten wir vor, uns für die 6 Monate Australien ein Gefährt zu kaufen – am besten einen Jeep (4-Wheel-Drive) oder einen geräumigen Campervan. Da wir uns jedoch ein Limit von max. 5000 AUD gesetzt hatten, gestaltete sich die Suche als mehr als schwierig. Die gut erhaltenen Autos kosten nämlich weitaus mehr als unser Buget hergab und die klassischen Backpacker-Vans bzw. –jeeps sind reif für den Schrott und bestenfalls für die Weiterverarbeitung zu Blechdosen geeignet. Wir sind mehrere von diesen "Gurken" Probe gefahren und hatten uns schon damit abgefunden, dass wir ein bisschen mehr Geld ausgeben müssen, bis uns ein belgisches Päarchen auf der Straße anquatschte, ob wir nicht ihren Kombi kaufen möchten. Wir unterhielten uns mit ihnen und fanden die Idee mit dem Kombi auf einmal gar nicht mehr so abwegig. Nach einer Probefahrt und Probeliegen auf der Matratze gingen wir zurück ins Hostel und beratschlagten uns. Die Vorteile lagen auf der Hand: der Preis liegt mit 3500$ locker unter Limit, die flche Form veringert den Benzinverbrauch und bringt ein super Fahrgefühl, der Wagen hat einen guten Zustand und eine Art ADAC-Abschleppdienst und eine Reparaturgarantie ist inbegriffen. Zudem besitzt das Fahrzeug noch eine Zulassung für 1 Jahr (das ist hier mit das Teuerste am Unterhalt eines Autos, kostet ca. 1500$ für 1 Jahr), hat vertrauenswürdige Vorbesitzer und: Es ist ein Holden Commodore! Ein Holden ist australischer als ein Kangaroo und gilt als DAS Auto in Australien. D.h. natürlich auch, dass es für den Fall einer Reparatur wahrscheinlich genügend Ersatzteile gibt.
Die Nachteile des Kombis sind eigentlich nur der 2-Rad-Antrieb und der etwas beschränkte Platz im Heck, aber wir sind ja nicht im Luxusurlaub. Also haben wir Tim und Valerie angerufen, dem Autokauf zugesagt und ich hab mir damit selbst das größte und schönste Geburtstagsgeschenk gemacht. Das mussten wir natürlich gebührend feiern! Mit einigen anderen Asylum-Hostel-Bewohnern haben wir am gleichen Abend noch Sydneys Straßen und Bars unsicher gemacht. 


Am nächsten Tag war es soweit: Wir trafen uns mit den beiden Belgiern bei der Ummeldebehörde und sind somit seit dem 30.03.2010 stolze Besitzer von Rudi, einem 1996 Holden Commodore V6 mit 3,8l Hubraum und - Chris sagt, ich soll das schreiben - einem sehr angenehmen, dumpfen Klang. Dann haben wir noch ein paar behördliche Sachen in Sydney erledigt, z.B. ein Bankkonto bei der NAB eröffnet, eine Haftpflichtversicherung fürs Auto abgeschlossen (auch bei der NAB) und die noch fehlende Campingausrüstung zum Überleben gekauft. Außerdem sind wir nun jetzt offiziell Wwoofing-Mitglieder (Willing workers on organic farms, d.h. wir können alle Adressen von Farmen oder Familien, die in dem Buch stehen, welches wir bekommen haben, abklappern und kostenlos Unterkunft + Essen bekommen, indem wir unsere Arbeitskraft zur Verfügung stellen). Wir waren in dieser kurzen Zeit ganz schön oft am Geldautomaten. Verdammt!!! Seit dem 01. April sind wir jetzt unterwegs und Rudi hat uns an der Küste entlang nach Süden und dann wieder landeinwärts zur australischen Hauptstadt Canberra bisher tadellos gefahren. Canberra ist übrigens ein sehr schönes Städtchen mit vielen Parks und Grünanlagen. Außer den Regierungsgebäuden - wie dem New und dem Old Parliament House, den vielen verschiedenen Botschaften - gibt es hier jedoch nicht viel mehr zu sehen. Die Stadt wurde eben erst gegen 1900 aus dem Boden gestampft, was an den akuraten Straßenverläufen und den vielen Kreisverkehren zu erkennen ist. Eine typische Retortenstadt. Nun sind wir auf dem Weg in die Snowy Mountains und wollen morgen zum Ostersonntag den höchsten Berg von Australien, den Mt. Kosciusko mit 2229m, besteigen. Bis bald und euch frohe Ostern! Wir haben uns zu diesem Festtag übrigens auch den Luxus von Schokoladenostereiern  gegönnt und unglaubliche 3 AUD ausgegeben!!