Nun sind wir auch schon im dritten australischen Bundesstaat angekommen. Beim nationalen Grenzübertritt verschob sich die Zeit um eine halben Stunde, sodass wir euch jetzt nur noch 7,5 Stunden voraus sind. Weiterhin mussten wir aufpassen,denn es gilt ein Verbot frisches Obst und Gemüse und allgemein Pflanzen nach Südaustralien einzuführen. Die Behörden in SA haben nämlich die Angst, dass die Fruchtfliege aus Victoria eingeführt wird und auch hier enorme Schäden anrichtet. Unser erstes Ziel im Südstaat war der längste Fluss Australiens. Der Murray River ist zwar nicht viel größer als die Elbe bzw. die Saale, entspringt aber in New South Wales und legt bis zur Mündung in den Ocean nahe Adelaide ein paar tausend Kilometer zurück. Im Ausflugsziel Nummero Uno kann man sich von alten Schaufelraddampfern herumchauffieren lassen bzw. sich Hausboote anmieten, doch beide Varianten waren zu preisintensiv. Somit entschieden wir uns, einfach ein bisschen flussaufwärts die Panoramastrassen entlang zu fahren und mehrmals die kostenlosen Fährshuttles zu nutzen, der an 13 verschiedenen Orten 24 Stunden pro Tag verkehrt. Überall hatten wir wunderschöne Ausblicke auf die steilen Sandsteinklippen, die der Flus im Laufe der Zeit in der sonst so flache Natur hereingefressen hat. Genau an diesen Klippen endeckten wir einen riesigen Schwarm Kakadus, der munter herumflog und einen ohrenbetäubenden Lärm erzeugte. Mann, waren das viele!
Darauffolgend sind wir in das größte Weingebiet Australiens, das Barossa Valley, gefahren. Hier hängen die Trauben für ca. 75% des australischen Weines. Vor allen Dingen deutsche Auswanderer haben sich in der Gegend niedergelassen und das Land für den Weinanbau entdeckt. Weltweit bekannt sind der Shiraz und der hießige Riesling. Da durfte eine Verkostung im edlen Weingut mit einer ausführlichen Beschreibung der Weinherstellung für uns natürlich nicht fehlen. Leider hängen zu der jetzigen Jahreszeit keine Trauben mehr an den Rebstöcken. Die letzten Sorten wurden vor einer Woche geerntet und sind gerade im Reifeprozess.
Am nächsten Tag haben wir uns Adelaide angeschaut, die Hauptstadt von South Australia und benannt nach der Gattin des einstigen englischen Königs William IV. Überhaupt sind in Australien viele Städte und Landschaften nach politischen Größen, Entdeckern oder Architekten benannt Der Ayers Rock z.B. trägt den Namen des ehemaligen Premierminister von South Australia, Henry Ayers. Einige der Namen werden in der jüngsten Vergangenheit jedoch auch wieder zurückgenommen und die originalen Bezeichnungen der Aboriginies tauchen wieder auf. Adelaide ist vor allen Dingen wegen seiner vielen Festivals und seinen riesigen Parkanlagen sehenswert. Überall in der Stadt hört man Papageien zwitschern, vor allem Rainbow Lorikets. Eigentlich wollten wir nur hierher um unsere Bankkarte (vom eröffneten hießigen Konto) in der Filiale abzuholen, daraus ist jedoch nichts geworden. Diese ist jetzt in Melbourne angekommen, wo wir zuvor vertröstet wurden, dass die Filiale aus Sydney sie noch nicht losgeschickt hatte. Na mal schauen, wann wir sie in unseren Händen halten werden.
Da wir nicht zuviel Zeit in der zwar schönen, aber auch teuren Großstadt verschwenden wollten, sind wir auch am gleichen Tag schon weitergezogen. Ziel war der 500km nördlich gelegene Flinders Range Nationalpark, der zu den ältesten Formationen auf Erden zählen soll und aus riesigen Granit- und Basaltbergen besteht. Eine dieser Formation macht den Anschein eines erloschenen Vulkankraters, ist jedoch nur so kreisrund aufgefaltet worden. Hier sind wir wieder ein bisschen gewandert. Beim Besteigen des höchsten Gipfels konnten wir spezielle „Grasbäume“ bestaunt, die nur in Extremsituationen blühen, d.h. wenn es entweder eine Überflutung, eine lange Dürre oder einen Waldbrand gab. In letzter Zeit hat es in dieses sonst so kargen und regenarmen Region immens viel Niederschlag gegeben, sodass einige Off-Road-Straßen zur Zeit geschlossen sind und dass sich unglaublich viele Fliegen und Heuschrecken vermehren konnten. Die können ganz schön nervig sein, sag ich euch! Durch den Regen ist derzeit der riesige Salzsee "Lake Eyre" komplett mit Wasser bedeckt, was viele Touristen anlockt. Normalerweise passiert das nie und somit bietet sich in der jetzigen Situation ein einmaliges Bild. Wir können jedoch nicht dort hinfahren, da man ein Jeep und jede Menge Überlebensausrüstung dafür benötigt. Außerdem haben wir uns noch eine Aboriginie-Felsmalerei in der Umgebung angeschaut und zum ersten Mal etwas darauf erkannt. Speziell die Darstellungen von Handabdrücken, von Tieren, wie z.B. Emus und Kängurus, und Jagdwerkzeugen (Bumerangs und Speere) hatten damals eine große Bedeutung.
Seit gestern befinden wir uns in Port Augusta, dem Verbindungspunkt zwischen Westen, dem Outback und dem Südosten. Diese Stadt ist nur so groß geworden, weil alle Autofahrer und Trucks hier anhalten, um zum letzten Mal billig zu tanken und billig Essen einzukaufen. Das haben wir natürlich auch gemacht und so ist unser Auto nun randvoll mit Konserven, Milch, Brot und ganz viel Wasser. Wir wollen in den nächsten Wochen nach Norden ins Rote Zentrum von Australien, ins wirkliche Outback. Damit wir dort auch heil ankommen, ist unser Auto gerade in der Werkstatt zum Check (hoffentlich wird’s nicht ganz so teuer) und dann geht’s los. Lasst euch gut gehen. Bis zum nächsten Mal. Eure zwei Reisenden.