Sonntag, 18. Juli 2010

Zurück in die Zukunft

Nach dem wunderschönen Tag im Bungle Bungle NP haben wir lange hin und her überlegt, ob wir die weite Strecke von 600km wieder zum Tor zu den Kimberleys zurück fahren oder uns das Benzingeld sparen und in etwas anderes investieren. In Derby sollte nämlich ein großes Aboriginal-Festival stattfinden, was vor allen Dingen mich ganz sehr begeisterte. Da wir auf dem Weg außerdem 2 Nationalparks weglassen mussten, weil die Strasse durch die heftigen Regenfälle der letzten Wochen unpassierbar war, hatten wir also insgesamt 3 Gründe den Umweg von 1200km auf uns zu nehmen. Anderthalb Tage später kamen wir in Derby an und fuhren in die dortige Aborigine-Community. Der Stamm der Mowanjum-Aborigines lebt hier seit den 60er Jahren, nachdem sie von der australischen Regierung umgesiedelt wurden und dieses Stückchen Land zugeteilt bekamen. Das Fest sollte um 14.00Uhr starten, doch als wir dort ankamen, waren alle noch am Aufbauen und keiner ließ sich aus der Ruhe bringen. Ein wenig später probierten wir uns im Didgeridoo spielen aus, d.h. wir versuchten dem Gerät ein paar Töne zu entlocken, zu mehr hat unsere Luft leider nicht ausgereicht. Es ist gar nicht so einfach durch die Nase einzuatmen und gleichzeitig in das Rohr zu pusten. Aber Chris musste neidvoll zugestehen, dass es sich bei mir doch etwas besser anhörte. Dafür hat Chris sich um Baobab-Nüsse-Verzieren profiliert. Die Früchte des Baobabs, der auch Flaschenbaum genannt wird (manchmal aber eher die Form einer dicken Kartoffel hat), haben ungefähr die Größe einer Orange bzw. einer kleinen Honigmelone und die australischen Ureinwohner ritzen entweder tolle Muster in die Schale oder bereiten aus dem Samen einen nahrhaften Brei. Am Ende des Workshops bekamen wir beide eine ganz toll verzierte Nuss von dem „Lehrmeister“ geschenkt, die definitiv einen Ehrenplatz zu Hause bekommt. Dann brach langsam die Dämmerung herein, auf dem großen Platz wurde ein Feuer entfacht und alle Touristen warteten sehnsüchtig, dass das eigentliche Fest endlich los geht. Die Aborigines nennen dieses gesellige Tanzzusammentreffen mehrerer Stämme „Corroboree“ und erzählen sich gegenseitig von ihren Traumzeit-Geschichten. Unter Traumzeit verstehen die Aborigines die Schaffung der Welt und aller Lebensformen durch mythische Wesen, die gleichzeitig als Ahnen bzw. Vorfahren verehrt werden. Nach der Vollendung ihres Werkes zogen sich die überirdischen Kreaturen in Flüsse, Schluchten oder Felsen zurück (die heute als heilige Stätten betrachtet werden, wie z.B. der Ayers Rock) und übertrugen den Aborigines die Aufgabe über ihr geschaffenes Land zu wachen. Jeder Stamm hat seinen eigenen Traumzeit-Heroen und jeder Tanz ist eine Huldigung dieser, auch wenn wir Europäer uns ein bisschen schwer tun, darin etwas zu erkennen. 2 Stunden lang verfolgten wir voller Begeisterung das Geschehen auf der Bühne – am meisten hat mich die stilvolle Körperbemalung fasziniert. Und alles mit natürlichen Farben. Die „Choreographie“ bzw. der Gesang ist den Stammesältesten überlassen, obwohl sich der älteste Aborigine der Gemeinschaft es sich nicht hat nehmen lassen, mit Mitte 70 selbst mitzutanzen. Ein wirklich fantastischer Abend, für den es sich auf jeden Fall gelohnt hat, den weiten Weg zurückzufahren.< Nach diesem tollen Erlebnis stand für Rudi wieder ein kleines Offroad-Abenteuer auf dem Programm, insgesamt 150km unbefestigte Straße, die ein paar Tage zuvor erst wieder für den Verkehr geöffnet wurde. Über Stock und Stein ging es, was nicht nur den Stoßdämpfern, sondern diesmal auch den Reifen zu schaffen machte. Aber Rudi meisterte auch diese Bestandsprüfung mit Bravour (zum Glück). Auf dem Weg lagen die 2 Nationalparks, sodass der Motor wieder etwas abkühlen konnte. Den ersten Halt machten wir in der Windjana Gorge, einer Schlucht, die wie die Geikie Gorge durch einen Fluss in das umliegende Gestein gefressen wurde. Hier haben wir nicht nur eins, sondern gleich mehr als 50 Süßwasserkrokodile beim Sonnenbaden beobachten können. Man musste direkt aufpassen, dass man nicht aus Versehen über eines stolperte. Zwischen 2 und 3 Metern waren die urzeitlichen Reptilien lang und sind selbst beim Schlafen respekteinflössend. Außerdem bekamen wir noch eine Kolonie von mehreren hundert Fledermäusen (Flying Foxes) zu Gesicht, die ganz schönen Lärm machen können, wenn sie aufwachen. Ich bin immer wieder total begeistert von der australischen Tierwelt, hier kann man wirklich noch unberührte Natur erleben. Stop Nr.2 auf der Strecke entpuppte sich als kleine Höhlenexpedition. Der Tunnel Creek NP besteht aus einem 750m langen Naturtunnel mit Tropfsteinen. Um in den Tunnel hineinzugelangen muss man (im Dunkeln)abenteuerlich über riesige glitschige Steine klettern und des öfteren durch Wasser waten, was bis zu den Oberschenkeln reicht. In Deutschland wäre der Zutritt schon längst verboten worden bzw. nur mit Guide möglich, hier kann jeder wann er will und wie er lustig ist mit einer geeigneten Taschenlampe hereinspazieren. An mehreren Stellen scheint Licht in den Tunnel und schafft somit wunderschöne Spiegelungen der Felswände. Mal ein Erlebnis der anderen Art. Nun haben wir wieder festen Boden unter den Rädern und sind auf dem Weg nach Kununurra, wo wir bald die Staatengrenze zum Northern Territory überschreiten und von unseren Abenteuern berichten werden. Bis bald!!!!

Donnerstag, 15. Juli 2010

Im Norden vom Westen

Wenn die meisten an Broome denken, schwärmen sie von Strand, Muscheln und tollen Perlen – bei uns kommt noch ein exzellentes Offroad-Abenteuer hinzu! Aber beginnen wir mit weniger schmutzigen Themen. Vor vielen vielen Jahren fanden japanische Perlentaucher im Wattenmeer vor der Küste Broomes die kostbaren Schmuckperlen und brachten diesem Dorf damals jede Menge Ruhm. Heute werden diese Perlen im großen Stil gezüchtet und in der herangewachsenen Stadt vermarktet. Perlen brauchen Zeit! Insgesamt dauert das Aufbauen einer kleineren Perle ca. 180 Tage – von der Beimpfung der Muschel mit einem kleinen Kalkkeim bis zur vorsichtigen Entfernung der weißlichen Kugel. Trotz des Touristenbooms und des lockenden Reichtums hat sich Broome den Charme eines kleinen chinesischen Dorfes erhalten und prahlt mit einem riesigen und hübschen Chinatown. Auch sonst war die Stadt recht schön. Am berühmten Cable Beach konnte man herrlich baden gehen, den, je nach Gezeiten, 200-300 m breiten Strand genießen und Kamel-Karawanen beobachten wie sie zahlungswillige Touris durch den Sonnenuntergang wackeln. Als Übernachtungsplatz suchten wir uns einen kleinen, feinen Campingplatz nahe der Cape Leveque Road aus. Die Strasse dahin hatte zwar eine Empfehlung für Allradfahrzeuge, doch wir kamen ohne Probleme auch mit Rudi hindurch. Leider fing es nachts an zu regnen und es hörte auch den folgenden Tag nicht auf – und dies in der Trockenzeit, wo es normalerweise NIE regnet. Der kleine, sandige Track, der zu unserem Schlafplatz führte, verwandelte sich im Handumdrehen zu einem kleinen Bach und wurde für unseren treuen 2-Radler unpassierbar. Auch unsere Nachbarn mit ihrem dicken Jeep trauten sich nicht loszufahren. Wir verbrachten somit einen total langweiligen Tag bei Dauerregen und Rückenschmerzen im Auto und warteten....bis zum nächsten Tag. Als es irgendwann aufhörte zu regnen und das Wasser auf dem Weg halb versickert war, riskierten wir es und schafften es auf die Cape Leveque Road zurück, die zu diesem Zeitpunkt auch schon für jeglichen Verkehr gesperrt war. Dort fuhren wir 20 Kilometer durch tiefen Schlamm, Wasserlöcher und über Sandbänke, wo wir nie gedacht hätten, dass man mit einem normalen Fahrzeug fahren kann. Dank unseres australischen Autos und ein paar Tipps von Aboriginies, haben wir alles gut und ohne Hängenbleiben durchstanden! Nur ein wenig Wasser war im Wagen, nachdem wir durch ein etwas tieferes Wasserloch gefräst sind! Wie Rudi danach aussah, könnt ihr euch sicherlich vorstellen (von der weißen Farbe war nicht mehr allzu viel zu sehen)! :-) Im Geikie Gorge Nationalpark, einem breiten Canyon, den der Fitzroy River im Laufe von Jahrmillionen in den Sandstein gefressen hat, sahen wir unser erstes freilebendes Krokodil. Es gibt Salz- und Süßwasser-Krokos (Salties und Freshies genannt), wovon aber nur erstere wirklich gefährlich sind! Die Freshies sind relativ schüchtern und büchsen immer aus, bevor man ihnen zu nahe kommen kann und essen keine menschlichen Wesen. Salties hingegen haben sich da nicht so und würgen auch gern mal einen halbverhungerten Touri hinunter. Aber auch nur die, die es verdient haben, weil sie die zahlreichen Hinweisschilder missachteten. Obwohl Rudi extreme Robustheit und Geländegängigkeit bewiesen hat (s.oben), war es uns leider nicht möglich, den 53km rauen Offroadtrack vom Highway zum Bungle Bungle Nationalpark zu fahren. Wir versuchten also unser Glück und fragten unsere Nachbarn auf dem Schlafplatz, ob sie uns mitnehmen könnten. Katja brauchte weniger als 1 Minute und schon hatten wie unseren „Lift“ im Geländewagen. Mit Warren und Margret aus NSW verbrachten wir einen wundervollen Tag im Nationalpark und sahen die tollsten Sandsteinformationen, die wir uns vorstellen konnten. Die wie Bienenkörbe (Bee hives) geformten Hügel und Felsen bildeten eine tolle Atmosphäre zum Wandern und Fotos machen. Die 2 Highlights dabei waren die Cathedral Gorge und die Echidna Chasm. Wie der Name schon sagt, fühlte man sich wirklich wie in einer Kirche, da das in der Regenzeit tobende Wasser hier eine Hohlraum von immensen Ausmaßen in den Fels geknabbert hat. Alle senkten die Stimme, um kein Echo zu hinterlassen. Es war außerdem schön kühl dort, sodass man den draußen herrschenden 34 °C entkommen konnte. Auf dem Rückweg sahen wir auch eine etwas größere Echse (einen Baby Goanna) – ich mag diese Tierchen! Der Echidna Chasm im Norden des Parkes ist komplett anders zu den Bienenkörben im südlichen Teil. Er ist soetwas wie ein Klamm, ein Spalt, den das Wasser mehrere 100 senkrechte Meter tief hinterlassen hat. Nach 300m, die wir hineinliefen, ist die Schlucht auf Schulterbreite zusammengeschrumpft – das war vielleicht eng! Die geniale Erscheinung wurde zusätzlich noch von den Palmen am Eingang des Klamms verstärkt – einfach traumhaft! Diese Livistona-Palmen sind Überbleibsel aus der Zeit, als sich hier (vor mehreren Millionen Jahren) ein Ozean befand, auch in den Felsen kann man ab und zu ein paar Fossilien erkennen. Wir entschieden uns einstimmig, diesen Ort in die Liste der drei schönsten Spots Australiens aufzunehmen. Neben dem Ayers Rock bzw. den Olgas im Outback und dem Ningaloo Riff kommt jetzt der Purnululu (Bungle Bungle) NP dazu! Gekrönt wurde der schöne Tag noch mit einer aufregenden und rasanten Offroadfahrt. Warren schickte seinen nagelneuen, 95.000 Dollar teuren, Toyota Landcruiser mit 4,5L V8 über eine hügelige und kurvige Dreckpiste und durch knietiefe Wasserlöcher. Wie einfach das mit Monsterreifen (400 Dollar das Stück) und hoher Bodenfreiheit sein kann – unser Holden wäre hier zerbrochen! Aber zum Glück hat er ja den Tag auf dem Parkplatz verbracht und auf den Caravan von Warren und Margret aufgepasst. ;-)

Die Pilbara-Region

Halli hallo ihr Lieben! Die fabelhafte Unterwasserwelt am Ningaloo-Riff liegt nun schon weit hinter uns. Doch immer noch denken wir gerne und viel an die erfrischenden Schnorchelgänge im Meer und die tollen Tier- und Fischbegegnungen zurück. Aber die Reise geht natürlich weiter - immer Richtung Osten der Küste entlang. Von Karratha hatten wir schon ein wenig berichtet, doch folgten noch weitere gigantische Häfen, von denen aus das rote, bzw. schwarze Gold Australiens in die Welt – vor allem nach China - verschifft wird. In Dampier, nur wenige km von Karratha entfernt, ist eine der größten Öl- und Gasverarbeitungsanlagen der Welt angesiedelt und wandelt die Rohstoffe, welche durch 150 km lange Unterwasserpipielines von 4 riesigen Bohrinseln angeliefert werden, in Flüssiggas (LNG – liquified natural gas) und nutzbares Öl um. Das LNG wird bei -161 °C an der Küste gelagert und anschließend verschifft. Dazu kommen die größten Tankschiffe der Welt (weit über 300m lang) und werden 2-3 Tage lang beladen! Wahnsinn, was für ein Aufwand wegen diesem Öl und Gas gemacht wird – und das Geschäft scheint zu laufen! Genauso wie dies mit Eisenerz. In Port Hedland befindet sich einer der umschlagsreichsten Häfen der Welt für Erze und Salz. Während unseres kurzen Aufenthaltes sahen wir allein 2 riesige Frachter den Hafen erreichen und einen ihn wieder verlassen. Alle hatten als Zielhafen China angegeben und über 300 Tonnen feinkörniges Eisenerz an Bord! Um das Erz von der Mine zu diesen Schiffen zu transportieren, werden Züge genutzt, die teils 5 Triebwagen und über 200 Waggons mit je 100 Tonnen Ladevermögen besitzen!! Unser Zug im Bild hatte eine Länge von ca. 3 Kilometern und 223 Anhänger! Gigantismus wird hier groß geschrieben. Weiterhin wird in Port Hedland durch Verdunstung Salz gewonnen. Um die rund 1 Million Tonnen jährlich zum Schiff zu bekommen, werden Trucks eingesetzt, die mit ihren 4 Trailern und 22 Achsen im Minutenabstand durch die Stadt rollen. All diese Megaprojekte haben die Pilbara-Region zwischen Exmouth und Broome auch für die Allgemeinheit erst lukrativ gemacht. Neben diesen Industriezweigen ist hier nicht viel mehr vorhanden. Ein paar Viehfarmen von der Größe europäischer Kleinstaaten wurden angesiedelt und lassen die Kühe und Schafe einfach frei herumstreunen. Einen Zaum um dieses Anwesen kann eh niemand in Stand halten, deswegen werden später einfach Flugzeuge und Crossmotorräder genutzt, um das Vieh wieder einzufangen. Abenteuerlich, oder? Wir sind zufällig bei einer „Vieh-Musterung“ vorbeigekommen und haben beobachten können, wie die „richtigen“ Cowboys arbeiten und der aktuelle Bestand in Zuchtbullen, Weibchen und Schlachtgut unterteilt wurde. Für Letztere stand schon der Vieh-Roadtrain bereit, um sie zum Markt zu transportieren. Hmmm...lecker Steak!